Sind neue Kirchbauten eine Provokation?
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Kirchliches Bauen ist seit den Limburger Vorgängen ein heikles Thema. In nicht wenigen Gegenden gibt es sogenannte überflüssige Kirchen, weil zu groß gewordene Pfarreien zu viele Gottesdiensträume haben, die nicht mehr liturgisch genutzt werden, oder allein die Instandhaltungskosten aus dem Ruder laufen. Umso bemerkenswerter sind da Neubauten von Kirchen wie jetzt in Leipzig, wo am Samstag die neue Propsteikirche durch den Dresdner Bischof Heiner Koch geweiht wurde. Oder sind Kirchen wie St. Trinitatis ein purer Anachronismus?
Das Gegenteil ist der Fall – und deshalb wurde das Neubauprojekt im ganzen Land wohlwollend aufgenommen und hat auch ein gutes Medienecho gefunden. Einmal abgesehen davon, dass es in der Geschichte immer wieder ein Auf und Ab gab: Neue Kirchen wie die Propsteikirche St. Trinitatis in Leipzig weisen darauf hin, dass es – auch auf einem niedrigeren Niveau – eine Vitalität des Christentums und in diesem Fall der Katholiken gibt.
Entscheidend ist dabei freilich auch die Frage des Stils. So wichtig es ist, historische Kirchen gut zu erhalten, so notwendig ist es bei Neubauten, die Formensprache ganz bewusst im Kontext der Ästhetik des 21. Jahrhunderts weiterzuentwickeln. Wer sich nach Kirchen aus dem 19. Jahrhundert sehnt, übersieht oft genug, wie viel sie vom viel geschmähten Zeitgeist jener Epoche in die Gestaltung ihrer Mauern aufgesogen haben.
Ob St. Trinitatis in Leipzig, die nicht einmal zu den mutigsten Neuentwürfen gegenwärtiger Kirchenarchitektur gehört, oder auch die Neugestaltung der Hedwigs-Kathedrale in Berlin: Gerade als markante Zeichen in vermeintlich durchsäkularisierten, von wirtschaftlichen Erwägungen konsequent geprägten Innenstädten können sie zum Kristallisationspunkt für ein neues Interesse an unaufdringlicher, aber selbstbewusster christlicher Präsenz werden.