Papst gesteht: Mochte Charismatische Bewegung zunächst nicht
Papst Franziskus hat einstige Bedenken gegenüber der Charismatischen Erneuerung eingeräumt. Bei einem Treffen mit Vertretern der Bewegung am Samstag im Vatikan erzählte er von seiner "besonderen Geschichte" mit ihr. "Am Anfang mochte ich die Bewegung nicht; ich sagte, sie sei eine Sambaschule und keine kirchliche Bewegung.", räumte Franziskus ein. Als Erzbischof von Buenos Aires habe er dann ihre Arbeit gesehen, "wie sie bei den Treffen die Kathedrale füllten - und ich begann, sie sehr zu schätzen". Der 87-Jährige forderte die Teilnehmer der Begegnung auf, ihr Engagement fortzusetzen. "Machen Sie weiter - aber nicht als Sambaschule, sondern als kirchliche Bewegung!", so Franziskus. "Und ich bitte Sie, für mich zu beten."
Der Charismatischen Erneuerung gehören nach Vatikanangaben mehr als 120 Millionen Menschen weltweit an. In ihrer Frömmigkeit und ihren Aktivitäten hebt die Bewegung den Heiligen Geist hervor. Sie ist gekennzeichnet durch ein intensives und frei gestaltetes Gebets- und Gottesdienstleben, aber auch durch Verkündigung und soziales Engagement. Die Charismatische Bewegung ist ökumenisch engagiert.
"Wir müssen das Problem der Geburten ernstnehmen"
Unterdessen kritisierte Papst Franziskus erneut die niedrige Geburtenrate in einigen Mittelmeerländern. Kinder zu bekommen sei eine Pflicht, um zu überleben, um weiterzukommen, betonte das Kirchenoberhaupt. Vor Vertretern eines Verbandes zur Förderung kleiner und mittlerer Gemeinden in Italien beklagte der Papst eine "Kultur der Entvölkerung". Jeder könne einen kleinen Hund haben; aber es brauche Kinder, so sein Appell etwa an Italiener und Spanier. "Wir müssen das Problem der Geburten ernstnehmen, weil die Zukunft der Heimat auf dem Spiel steht."
In seiner Ansprache äußerte Franziskus zudem Besorgnis über Chancenungleichheiten für Bewohner ländlicher Gebiete. Diesem bedeutenden Teil der Bevölkerung stünden aus finanziellen Gründen nicht die gleichen Ressourcen zur Verfügung wie etwa in größeren Gemeinden. Das löse einen Teufelskreis aus: Der Mangel an Möglichkeiten zwinge den geschäftstüchtigen Teil der Bevölkerung, diese Gebiete zu verlassen. Zurück blieben Senioren und Menschen ohne Alternativen. "Infolgedessen wächst in diesen Gebieten der Bedarf an Sozialhilfe, während die Ressourcen, um darauf zu reagieren, abnehmen", so der Papst. Auch die Umwelt sei von diesem Phänomen betroffen. Durch Entvölkerung der ländlichen Gebiete könnten diese nicht mehr angemessen gepflegt werden. Ihre Zerstörung werde zur Ursache von Katastrophen vor allem angesichts immer häufiger auftretender Extremwetter. "In der Zerbrechlichkeit von Menschen und Umwelt erkennen wir, dass alles miteinander verbunden ist", so Franziskus. So müssten auch bei der Suche nach Lösungen scheinbar unterschiedliche Phänomene gemeinsam betrachtet werden. (mpl/KNA)