Louisa Pötter über das Sonntagsevangelium

"Da ist gerade besetzt"

Veröffentlicht am 27.01.2024 um 12:15 Uhr – Lesedauer: 
Ausgelegt!

Wallenhorst ‐ Die Auslegung des heutigen Sonntagsevangeliums ist Louisa Pötter im ersten Moment schwergefallen. Doch nun ist die Botschaft für sie klar: Jesus lädt uns ein, von Zwängen frei zu werden, damit wir uns für das Wesentliche öffnen können.

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Ich will ehrlich sein: Mit dem heutigen Text und dessen Auslegung habe ich mich anfangs schwergetan. Wir lesen im Evangelium von einem Besessenen, dessen unreinen Geist Jesus ausdrucksstark austreibt. Aber was soll mir das jetzt sagen?

Vielleicht taucht bei dem ein oder anderen ein Bild im Kopf auf, das an den Filmklassiker "Der Exorzist" erinnert. Da ich persönlich aber weder Gruselgeschichten noch Horrorfilme oder generell irgendwas Angstmachendes mag, habe ich diesen Gedanken schnell wieder beiseitegeschoben. Stattdessen ist mir anstelle des Wortes "besessen" das Wort "besetzt" in den Sinn gekommen.

"Da ist gerade besetzt."

Ein Satz, den wir alle sicherlich schon mal von uns gegeben haben. Sei es als wir beim Gang auf die Toilette zunächst anstehen mussten oder aber jemanden angerufen haben und statt der Stimme des Angerufenen nur das Besetzt-Zeichen hörten. In diesem Moment kann ich mein Gegenüber nicht erreichen. Die Verbindung ist blockiert.

Besetzt sein bedeutet also, dass man an den anderen nicht herankommt, dass er nicht erreichbar ist. Etwas, was uns alle wohl immer wieder betrifft, denn wie oft sind wir von so vielem besetzt und nicht erreichbar?

Besetzt von negativen Gedanken und Gefühlen wie Unsicherheit, Angst, Antriebslosigkeit.
Besetzt von Launen, die wir nicht beherrschen können.
Besetzt von Vorurteilen gegenüber anderen Menschen und Gegebenheiten.
Besetzt von Abhängigkeiten und Zwängen.
Besetzt von so vielem.

Das kann zur Folge haben, dass wir unnahbar werden und das Wichtige nicht an uns heranlassen können. Unser Herz ist wie eine besetzte Leitung, die die Signale des Wesentlichen nicht durchlässt.

Doch im heutigen Evangelium erfahren wir von Jesus, der den besessenen, den besetzten Mann befreit. Er befreit ihn aus seinen Zwängen, aus seiner Dunkelheit, die ihn umgibt. Jesus befreit ihn von dem, was ihn gefangen hält. Was für eine großartige Botschaft.

Und das gilt doch auch heute noch: Jesus befreit. Unser Glaube befreit. Jesus lädt uns immer wieder ein, uns von all dem befreien zu lassen, was uns, was dich und mich, besetzt hält, was uns trennt voneinander und von Gott.

Die Frage ist nur: Bist du bereit dazu, dich von dem befreien zu lassen, was dich besetzt hält?

Evangelium nach Markus (Mk 1,21–28)

In Kafárnaum ging Jesus am Sabbat in die Synagoge und lehrte.
Und die Menschen waren voll Staunen über seine Lehre;
denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat,
nicht wie die Schriftgelehrten.

In ihrer Synagoge war ein Mensch,
der von einem unreinen Geist besessen war.

Der begann zu schreien:
Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret?
Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen?

Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes.
Da drohte ihm Jesus: Schweig und verlass ihn!
Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her
und verließ ihn mit lautem Geschrei.
Da erschraken alle
und einer fragte den andern: Was ist das?

Eine neue Lehre mit Vollmacht:
Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl.
Und sein Ruf verbreitete sich rasch im ganzen Gebiet von Galiläa.

Die Autorin

Louisa Pötter ist Gemeindereferentin und arbeitet in der Pfarreiengemeinschaft Wallenhorst im Bistum Osnabrück. Dort ist sie unter anderem für die Firm- und Erstkommunionvorbereitung zuständig.

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