Bulgarien führt 2025 Gemeinschaftswährung ein

Erstmals Heilige auf regulären Euro-Münzen von EU-Mitgliedsstaat

Veröffentlicht am 16.02.2024 um 12:59 Uhr – Lesedauer: 

Sofia ‐ Wenn Bulgarien 2025 den Euro einführt, wird es gleich zwei Münzen mit Heiligen geben – kein EU-Mitgliedsstaat hatte etwas dagegen. Das ist nicht selbstverständlich: Früher gab es schon Probleme mit religiösen Motiven auf der Währung.

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Bulgarien wird der erste EU-Mitgliedsstaat mit Nationalheiligen als Motiv auf regulären Euro-Münzen. Der Patron der Bulgaren, Iwan Rilski, wird auf der 1-Euro-Münze, der Mönch Païssi von Hilandar auf der 2-Euro-Münze zu sehen sein, teilte die Bulgarische Nationalbank nach Abschluss des Prozesses der Koordinierung und Genehmigung der Münzentwürfe Anfang der Woche mit. Die beiden Abgebildeten sind Heilige der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche. Bulgarien wird voraussichtlich am 1. Januar 2025 der Eurozone beitreten.

Iwan Rilski (876–946) war der erste bulgarische Einsiedler und gründete das größte Kloster des Landes im Rila-Gebirge. Seit 1999 ist er schon auf der bis zur Euro-Einführung geltenden 1-Lew-Münze abgebildet. Païssi von Hilandar (1722–1773) gilt als erster Geschichtsschreiber seiner Nation und Vordenker der bulgarischen Nationalen Wiedergeburt des 18. und 19. Jahrhunderts. Iwan wird auf der Münze mit Habit, Kreuz und Heiligenschein abgebildet, Païssi ist nicht als Mönch und Heiliger zu erkennen.

Konflikte um Kyrill, Methodius und den Pantokrator

Anfang Februar hatte der Rat der Europäischen Union die Entwürfe für die Münzen genehmigt, nachdem keine Einsprüche von EU-Mitgliedsstaaten der Eurozone eingegangen waren. In der Vergangenheit waren Münzentwürfe mit christlichen Motiven auf Vorbehalte gestoßen. 2013 konnte die Slowakei erst mit Verzögerung eine 2-Euro-Gedenkmünze mit den Slawenaposteln Kyrill und Methodius veröffentlchen, da unter anderem Frankreich und Griechenland gegen die Kreuze und Heiligenscheine im Motiv Einwände erhoben hatten. Schlussendlich konnte das ursprünglich geplante Design geprägt werden. Im selben Jahr lehnte die Europäische Kommission die geplante Abbildung einer Darstellung von Christus als Pantokrator auf andorranischen Münzen ab. Dagegen brachte der Vatikan ebenfalls 2013 eine 2-Euro-Münze zum Weltjugendtag in Rio mit der Christus-Statue in Umlauf. Begründet wurden die Einwendungen gegen die Münzen aus Andorra und der Slowakei mit Verstößen gegen das Prinzip der religiösen Neutralität. Das Verfahren für die Genehmigung der EU-Münzen legt keine Kriterien für die Inhalte fest, gibt aber EU-Mitgliedsstaaten die Möglichkeit, begründete Einwände vorzubringen.

Der einzige andere Nationalheilige auf Euro-Kursmünzen ist der heilige Marinus von Rimini, der auf den 20-Cent-Stücken aus San Marino abgebildet ist. San Marino gehört zur Eurozone, ist aber kein EU-Mitglied. Weiterhin gültig sind die zu seinen Lebzeiten und vor seiner Heiligsprechung in den Umlauf gebrachten Münzen aus dem Vatikan mit dem Bildnis von Papst Johannes Paul II. Auf verschiedenen Gedenk- und Sammlermünzen finden sich religiöse Motive und Bauten sowie Heilige, darunter der Apostel Paulus (Vatikan, 2 Euro), der Iren-Apostel Brendan (Irland, 10 Euro) und Karl der Große (Deutschland, 2 Euro). (fxn)