Der Weg zur Auferstehung
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Der Mensch geht auf das Licht zu. Das heutige Evangelium offenbart uns das wirkliche "Ende", auf das wir zugehen. Zu Beginn der österlichen Bußzeit werden wir uns bewusst, dass wir unterwegs sind. Nicht Tod ist unser Ziel, sondern Auferstehung, Licht und Herrlichkeit.
Was so linear klingt – "vom Dunkel ins Licht, vom Tod zum Leben" – stellt allerdings alles auf den Kopf. Der Weg ist nicht ein beständiger Fortschritt oder eine kontinuierliche Verbesserung, sondern etwas Ungekanntes und Ungeahntes, auch Ungebetenes. Ich werde nicht vergessen, wie ich im Sommer in einer mir unbekannten Kirche vor der Ikone der Verklärung stehe. Sie stellt die Szene des heutigen Evangeliums dar: Jesus licht und leuchtend in der Mitte, rechts und links neben ihm Mose und Elija und am Rand die drei Jünger. Auf einen von ihnen fällt mein Blick und löst Entsetzen und Heiterkeit gleichermaßen in mir aus: Der Jünger ist gemalt mit den Füßen nach oben und dem Kopf nach unten. Genau so ist es. Es war in einer tiefen Weise richtig: Ich hatte den Eindruck, mein Leben und mein Glaube stellten mich auf dem Kopf und lehrten mich, die Welt mit den Füßen zuerst zu sehen. Langsamer, annehmender und weniger besitzergreifend.
Der Weg zur Auferstehung stellt alles auf den Kopf. Die Jünger sind angesichts des Lichtes und der Herrlichkeit benommen und wissen nicht, was sie sagen sollen. Das wird sich später im Garten Gethsemane wiederholen, im Dunkel der Nacht angesichts des schwitzenden und unter Todesangst betenden Jesus. Diese Benommenheit gehört zum Glauben. Wir verstehen nichts mehr, sind irgendwo dazwischen. Immer ist da eine gewisse Benommenheit, aber manchmal bricht sie mit Macht ein: in der Lebensmitte, angesichts des Todes, bei Verliebtheit und Anziehung, in Schuld und Verlust. Manchmal sehen wir – wie in diesen Tagen auf Alexej Nawalny – auf Menschen, die den Weg zur Auferstehung gehen. Benommen sehen wir hin auf ihr Lebenszeugnis und werden wacher, erahnen etwas von dem, was es heißt, von den Toten aufzuerstehen. Hier. Heute.
In neuer Entschiedenheit und Sehnsucht kann uns nur eines helfen: Die Wolke und die Stimme aus der Wolke. Die Wolke nimmt das Über-Helle erst einmal hinweg, aber weist den Weg: auf Jesus hören, er geht voran und führt uns in die Auferstehung, zum Ziel – auch dann, wenn es "bergab" geht. Die Wolke begleitet uns durch Wüsten. Sie ist Bild der Gegenwart Gottes inmitten seines Volkes, auch inmitten des Leids. Dieser Stimme und der Wolke gilt es hörend und antwortend zu vertrauen. Denn auch wir wissen nicht, was "Auferstehung" ist – wir glauben hoffend, dass sie geschieht – hier und heute verborgen – und einmal Licht für immer.
Evangelium nach Matthäus (Mk 9,2-10)
In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg, aber nur sie allein. Und er wurde vor ihnen verwandelt; seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann.
Da erschien ihnen Elíja und mit ihm Mose und sie redeten mit Jesus. Petrus sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elíja.
Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte; denn sie waren vor Furcht ganz benommen.
Da kam eine Wolke und überschattete sie und es erscholl eine Stimme aus der Wolke: Dieser ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören. Als sie dann um sich blickten, sahen sie auf einmal niemanden mehr bei sich außer Jesus.
Während sie den Berg hinabstiegen, gebot er ihnen, niemandem zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei. Dieses Wort beschäftigte sie und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen.
Die Autorin
Anne Kurz ist Schwester der Gemeinschaft Verbum Dei. Sie ist Referentin für Liturgie im Bistum Hildesheim, Geistliche Begleiterin und Supervisorin in Ausbildung.
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