Rosa von Praunheim: Idee zur Schau "Jesus liebt" kam von Pfarrer
Die Idee zu seiner umstrittenen Ausstellung "Jesus liebt" ist nach Worten des Regisseurs und Malers Rosa von Praunheim (81) von einem Nürnberger Pfarrer gekommen. Dieser habe ihn gefragt, ob er zum Christopher-Street-Day eine Ausstellung in der Kirche Sankt Egidien mache, sagte von Praunheim der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" (Donnerstag). "Da kam ich auf die Idee, religiöse Kitschmotive aus dem Netz zu nehmen und sie kritisch mit sexuellen Darstellungen zu ergänzen, entsprechend meiner Fantasie."
Es sei sehr mutig von dem Pfarrer gewesen, diese Ausstellung in der Kirche zu zeigen, "weil er ja wusste, wie viele Gemeindemitglieder konservativ sind", so der schwule Künstler. "Wenn dann auch noch die Presse draufspringt und diese Aktion öffentlich diskutiert wird, hat sie doch ihren Zweck erfüllt."
Im Sommer vergangenen Jahres war die Ausstellung in der Kulturkirche in Nürnberg eröffnet worden. Nach einer öffentlich kontrovers geführten Debatte über die Schau beschloss der Kirchenvorstand am Ende die endgültige Schließung. Zu sehen waren in der Ausstellung unter anderen auch Bilder, die den früheren Papst Benedikt XVI. umgeben von homosexuellen Männern zeigen. Später wurde die Ausstellung in Hamburg gezeigt, allerdings in einer Galerie.
Von Praunheim: Das Katholische kriegt man nie ganz los
Die vom Vatikan erlaubte Segnung gleichgeschlechtlicher Paare durch das Dokument "Fiducia supplicans" berührt von Praunheim nach eigenen Worten nicht. "Es gab ja schon vorher Segnungen durch einzelne Pfarrer. Ich halte das ganze Konzept der Kirche für so reaktionär und altbacken, dass ich mein Interesse darauf nicht weiter verschwende", sagte der Aktivist für Rechte Homosexueller. "Was ändert sich denn jetzt groß? Die Hardcore-Katholiken wollen, so ist mein Eindruck, noch stärker an der Tradition festhalten. Je konservativer sich die Kirche aufstellt, desto erfolgreicher ist sie", so von Praunheim.
Der Künstler, der katholisch erzogen wurde und Ministrant war, sagte, er setze wenig Hoffnung in die katholische Kirche. Er stelle die Kirche selbst infrage. "Erst mal sollte sie alle ihre Reichtümer an die Armen abgeben, die Gehälter der Bischöfe einfrieren und Gott zur Frau erklären." Wer katholisch erzogen worden sei, kriege dies nie ganz los, da könne man noch so viel zu ändern versuchen. "Es bleibt im Unterbewusstsein verhaftet." (tmg/KNA)
21.2., 10:45 Uhr: Ergänzt um Aussagen zu "Fiducia supplicans" und katholischer Kirche.