Kritik von Ex-Trägervereins-Chef: Katholikentag wie ein Raumschiff
Der nach Differenzen um die inhaltliche Ausrichtung zurückgetretene Vorsitzende des Trägervereins des Katholikentags in Erfurt, Manfred Ruge, hat seine Kritik am Programmentwurf für die Veranstaltung (29. Mai bis 2. Juni) bekräftigt. "Bislang sehe ich die Gefahr, dass hier eine Chance vertan wird, und das bedauere ich sehr", sagte Ruge am Freitag dem Magazin "Cicero". Er habe nicht den Eindruck, dass in der Breite auch ein Programm für die Erfurterinnen und Erfurter gemacht werde. Ruge äußerte die Sorge, dass der Katholikentag zu einer Art Raumschiff werde, "das landet und keinen Bezug zu den Menschen und zu dem Leben in Thüringen und in Ostdeutschland hat". Er räumte allerdings ein, dass es seit seinem Ausscheiden Nachbesserungen am Programm gegeben haben solle, die er noch nicht kenne. Das fertige Programm für den Katholikentag soll am 6. März veröffentlicht werden.
Ruge, der von 1990 bis 2006 Oberbürgermeister von Erfurt war und CDU-Mitglied ist, war im Dezember nach einem offenen Streit über die inhaltliche Ausrichtung des Katholikentags in Erfurt als Vorsitzender des Trägervereins zurückgetreten. Kernpunkt der Auseinandersetzung unter den Organisatoren war die Frage, ob ostdeutsche Perspektiven bei der fünftägigen Veranstaltung ausreichend berücksichtigt werden. Ruge hatte öffentlich kritisiert, ostdeutsche Themen und Protagonisten seien im Programm unterrepräsentiert: "Wir sitzen unten am Katzentisch. Unsere Geschichten dürfen wir nicht erzählen." Das Bistum Erfurt und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) als Veranstalter hatten die Kritik zurückgewiesen und Ruge wegen seiner Aussagen "vereinsschädigendes Verhalten" vorgeworfen. (stz)