Halbzeit: Gelegenheit zum Anhalten
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Wenn in einem Spiel im Sport Halbzeit ist, gibt es eine Pause, das Spiel wird unterbrochen, die Spieler gehen in die Kabine. Es geht darum, Kraft zu sammeln und in der Pause die bisherige Taktik des Spiels zu überdenken und Akzente zu setzen, die besser passen und uns zum Ziel führen können.
Der vierte Fastensonntag ist eine Art Halbzeit, die Gelegenheit zum nachdenklichen Anhalten darüber, wie es bisher ging und wie es weitergehen soll, einer Zäsur auf unserem Weg durch die österliche Bußzeit. Das Evangelium nimmt uns dabei mit in ein Gespräch zwischen Jesus und dem Pharisäer Nikodemus, der Jesus aufgesucht hat.
Für Johannes ist das zentrale Thema seines Evangeliums Jesu seine Gottverbundenheit und Sendung als Sohn Gottes in diese Welt, zu den Menschen, damit die durch ihn Gott sehen und erkennen können und gerettet werden aus allem, was bei ihnen so anders läuft.
"Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht." Der Glaube an Jesus ist der Kern. Er ist der entscheidende Schritt des Menschen, sein Zugang, der ihn Rettung finden lässt, damals wie heute. Er kann in ihm erkennen: "Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird."
Sabine Herwig schrieb einmal in diesem Zusammenhang vom "Rettungsring": "Was für ein riesiger Unterschied liegt zwischen Retten und Richten! Wie oft denken wir, dass der christliche Glaube eben deshalb so schwierig ist, weil wir Angst haben, zu versagen – Gebote nicht zu halten, die Nächstenliebe nicht weiterzugeben, etwas "falsch" zu machen im Leben? Aber wir werden nicht gerichtet, wenn wir glauben, sondern wir sind gerettet – in Jesus. Deshalb ist das Symbol der Rettungsring und kein Gerichtssaal. Jesus hält aber auch nicht zurück, was ebenso gilt: "Wer nicht glaubt, der kann Gottes Reich auch nicht erlangen und ist schon gerichtet."
Zu glauben ist eine Entscheidung, alle Rettung des Menschen hängt daran. Aber zu glauben ist auch ein Prozess, den Rettungsring fassen und festhalten zu können, kann länger dauern, wie es bei Nikodemus der Fall war. Er suchte Jesus, er fand Jesus. Er tritt im Streit bei den jüdischen Autoritäten seiner Zeit für ihn ein, um ihn zu schützen. Aber er konnte erst voll zu ihm stehen, als Jesus schon am Kreuz gestorben war, als sie ihn ins Grab legten.
Wo immer wir jetzt stehen, geben wir nicht auf, uns immer wieder in allen inneren und äußeren Wirklichkeiten, zu denen auch Unrecht und Schuld, Leiden und Tod dazugehören, ohne dass sie jemals recht wären, auf den Glauben an Jesus einzulassen. Geben wir das Sehnen nach Frieden und Freiheit nicht auf. Das Bild von der Halbzeit kann uns da hilfreich sein.
Evangelium nach Johannes (Joh 3,14-21)
In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodémus:
Wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat.
Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.
Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat.
Denn darin besteht das Gericht:
Das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse.
Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden.
Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.
Die Autorin
Sr. Johanna Domek OSB ist seit mehr als 40 Jahren Benediktinerin in Köln-Raderberg, wo sie in der Kurs- und Exerzitienarbeit tätig ist. Darüber hinaus ist sie Beauftragte des Netzwerks alternde Ordensgemeinschaften und hat zahlreiche Publikationen zum Thema Spiritualität veröffentlicht.Ausgelegt!
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