Gesellschaft dürfe sich nicht an "solche verabscheuungswürdigen Taten" gewöhnen

Bischof Meier: Christen müssen solidarisch mit Juden und Muslimen sein

Veröffentlicht am 08.03.2024 um 18:04 Uhr – Lesedauer: 

Essen ‐ Gewalt gegen Juden und Muslime, geschändete Synagogen und Moscheen: Das darf Christen nicht kalt lassen, mahnt Bischof Bertram Meier. Er äußerte sich in Essen auch zu einem gerechten Verhältnis zwischen Frauen und Männern.

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Der für den interreligiösen Dialog in der Bischofskonferenz zuständige Bischof Bertram Meier dringt angesichts von Polarisierung und Radikalisierung auf die Solidarität der Religionen. "Wann immer Juden und Muslime in Deutschland um ihre Sicherheit fürchten, dürfen Christen nicht schweigen. Wann immer Menschen jüdischen oder muslimischen Glaubens Gewalt angetan wird, wann immer Synagogen oder Moscheen geschändet werden, steht die Kirche solidarisch an der Seite der Opfer", sagte Meier laut vorab verbreiteter Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz am Freitag in Essen. Die Gesellschaft dürfe sich niemals an "solche verabscheuungswürdigen Taten" gewöhnen.

In Essen fand zum fünften Mal der Jahresempfang für die Partnerinnen und Partner im christlich-islamischen Dialog statt. Der Augsburger Bischof Meier ist Vorsitzender der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog der Deutschen Bischofskonferenz. 2018 hatte die Unterkommission gemeinsam mit der Christlich-Islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle erstmals zu einem solchen Empfang eingeladen.

Meier betont Geschlechtergerechtigkeit

Insgesamt gehe es darum, Verhältnisse von Unterdrückung und Ausgrenzung zu überwinden, betonte Meier: "innerhalb der eigenen Glaubensgemeinschaft, zwischen den verschiedenen Religionen und ganz gewiss auch zwischen Frauen und Männern". Mit Blick auf den Internationalen Frauentag, der am Freitag begangen wurde, unterstrich Meier: "Wirkliche Gerechtigkeit herrscht nur dort, wo auch Geschlechtergerechtigkeit gewährleistet ist."

Die Bundestagsabgeordnete und Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor (Grüne) betonte in einem Grußwort, dass es im Glauben nicht darum gehe, "Geboten starr zu folgen, sondern vielmehr mit Wenn und Aber zu glauben, denn Glaube ist dynamisch". Daher müssten Religionen drängende Fragen wie Geschlechtergerechtigkeit "authentisch" beantworten und sich Herausforderungen stellen.

Die katholische Theologin Marianne Heimbach-Steins sagte, dass die Verteidigung der gleichen Würde und Rechte von Frauen und Männern für die Theologie eine Frage der Glaubwürdigkeit sei. "Ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, wie bereichernd es ist, den Stimmführerinnen einer nicht nur für Frauen befreienden Theologie zuzuhören und in ihren vielstimmigen Chor einzustimmen." Die muslimische Theologin Asmaa El Maaroufi sagte: "Die Theologien müssen sich mit großer Bestimmtheit dafür einsetzen, dass jeder Mensch in seiner Einzigartigkeit die Chance auf umfassende gesellschaftliche und politische Teilhabe hat, auf ein Leben in Sicherheit, Frieden und Würde." (KNA)