"Sittenwidrige Nutzung" ausgeschlossen

Gemeinde verkauft Kirche und Pfarrhaus – bei Kleinanzeigen

Veröffentlicht am 11.03.2024 um 11:24 Uhr – Lesedauer: 
Kirche in Lispenhausen
Bild: © Ebay

Lispenhausen ‐ "Was letzte Preis?" Eine Gemeinde im Bistum Fulda bietet ihre Kirche auf Kleinanzeigen an. Erste Interessenten kamen schon zur Besichtigung. Der Pfarrer ist neuen Nutzungen gegenüber aufgeschlossen, hat aber auch selbst Ideen.

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"Kirche mit Pfarrhaus und Kloster in Lispenhausen - 395.000 € VB" – mit diesem Kleinanzeigen-Angebot sucht die katholische Pfarrgemeinde St. Franziskus Bebra-Rotenburg Käufer für ihre Filialkirche "Zur schmerzhaften Mutter Gottes". "Bei dem zum Verkauf stehenden Objekt handelt es sich um die im Jahr 1963 errichtete katholische Kirche, das Pfarrhaus und den in 1980 ergänzten verbindenden Zwischentrakt mit 8 Klosterzellen", heißt es in dem Kleinanzeigenangebot. Die Kirche sei "vollständig mit Altar und Sitzbänken für 70 Personen ausgestattet", so das Angebot. "Das Pfarrhaus besteht aus 6 Zimmern, Küche, Bad und Keller." Zu den acht Klosterzellen gehörten zwei gemeinschaftliche Nasszellen.

Das Anwesen liege auf einem Hügel in der Ortsmitte und biete einen "wunderbaren Blick auf das Fuldatal". Die Gebäude könnten sowohl spirituell als auch wohnwirtschaftlich weiterverwendet werden, so die Anzeige.

Gegenüber der Lokalzeitung "Offenbach Post" berichtete der stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende der Pfarrei, Reinhold Kempf, von positiven Erfahrungen anderer Kirchengemeinden beim Verkauf ihrer Gebäude auf der Kleinanzeigen-Plattform und gab zu: "Wir würden auch gern die Makler-Gebühren sparen."

Anzeige: Kirche mit Pfarrhaus und Kloster in Lispenhausen 395.000 € VB

Mit einem Ebay-Angebot sucht die katholische Pfarrgemeinde St. Franziskus Bebra-Rotenburg Käufer für ihre Filialkirche.

Der zuständige Pfarrer Andreas Schweimer verwies gegenüber der Zeitung auf nackte Zahlen: 155 Katholiken gebe es noch in der Ortschaft, von ihnen besuche nur eine Frau die monatlich stattfindende Messe in der Kirche. Die übrigen Gottesdienstbesucher kämen aus umliegenden Ortschaften. Pfarrer Schweimer nennt den Verkaufsprozess schmerzhaft. Die Kirche sei die schönste in seinem Arbeitsgebiet.

Das Angebot stößt auf Resonanz: Bisher habe es 19 Anfragen auf das Inserat gegeben, so die Zeitung. Schon mehrere potenzielle Käufer hätten sich die Kirche vor Ort angesehen. Sie formulierten unterschiedliche Nutzungsideen – wie eine Physiotherapie-Praxis oder die Schaffung von Wohnraum. Der Pfarrer und sein Verwaltungsratsvorsitzender können sich laut Zeitungsbericht auch eine Nutzung als Galerie oder Künstler-Atelier vorstellen. "Wir haben aber ganz bewusst keine Vorgaben oder Einschränkungen genannt. Wir sind gespannt, auf welche Ideen die Interessierten kommen", so die Beiden. Seitens des Bistums Fulda gebe es Musterverträge, nach denen eine "sittenwidrige" Nutzung ausgeschlossen sei. Noch bis Mitte März soll das Angebot auf Kleinanzeigen stehen bleiben. (ben)