Für ein ökumenisches Miteinander
Bei frühsommerlichen Temperaturen waren laut Polizei 22.000 Menschen nach Speyer gekommen, 10.000 an Pfingstsamstag und 12.000 am Pfingstsonntag. Die Zahlen lagen etwas über den Erwartungen der Veranstalter. Das Programm unter dem Leitwort "Aufstehen zum Leben" umfasste 200 Angebote, davon richtete sich ein Drittel an Jugendliche. Auf einer Kirchenmeile präsentierten katholische und evangelische Gruppen ihre Arbeit. Zum Spektrum des Kirchentags gehörten Seelsorgegespräche, Andachten und Bibelarbeiten, aber auch Podiumsdiskussionen über politische Themen.
Begonnen hatte der Pfingstsonntag mit getrennten katholischen und evangelischen Gottesdiensten in sieben Kirchen. Begleitet vom Glockengeläut zogen die Christen anschließend aus den verschiedenen Richtungen zum Altpörtel, dem markanten 55 Meter hohen westlichen Stadttor Speyers. Dort beteten sie gemeinsam um die Einheit der Christen.
In die Pfalz gekommen waren unter anderen die ehemaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kardinal Karl Lehmann und Nikolaus Schneider, sowie die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Kurzfristig abgesagt hatte ihre saarländische Amtskollegin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU).
Sehr zufrieden mit dem ökumenischen Kirchentag zeigten sich Wiesemann und Schad. Wiesemann sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), das Treffen werde in die ganze Region ausstrahlen. Er unterstrich, Ökumene bedeute nicht, dass die Christen einen "Einheitsbrei" bilden sollten. Auch für Schad ist "ein Aufbruch spürbar". Der Kirchentag habe die Menschen "in den Herzen erreicht". Das werde für alle Ebenen von der Gemeinde bis in die Kirchenleitungen Konsequenzen haben.
Der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Schneider rief bei einem Vortrag zu einer Debatte über Toleranz auf. Sie sei mehr als Beliebigkeit. Es gehe um "Respekt-Toleranz", also darum, andere Positionen neben den eigenen zu ertragen und zu respektieren. Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann forderte einen langen Atem in der Ökumene. Trotz aller Erfolge gebe es Hindernisse für die Einheit der christlichen Kirchen.
Er nannte "drei Brennpunkte": das Fehlen vollwertiger gemeinsamer Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen, die kirchliche Anerkennung und seelsorgliche Begleitung konfessionsverschiedener Ehen sowie die fehlende gegenseitige Einladung zum evangelischen Abendmahl und zur katholischen Eucharistie. (KNA)