Theologin Knop: Frauendiskriminierung in Kirche sakral überhöht
Die Erfurter Dogmatikerin Julia Knop kritisiert ein religiös aufgeladenes "Machtgefüge", das in der Kirche herrsche. Während weltweit aktuell ein Kulturkampf um Geschlechterfragen vor sich gehe, werde die Verweigerung von Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche auch noch sakral überhöht, sagte Knop in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (online). "Die kirchliche Diskriminierung der Frauen entspreche Gottes Willen, weil Frauen und Männer grundsätzlich verschieden seien. Das erleichtert es den Mächtigen, sich abzuschirmen und ihre Position zu behaupten." Dies verstärke zusätzlich die spürbare Polarisierung.
Geschlechtergerechtigkeit dürfe jedoch nicht zur Disposition gestellt werden, so die Theologin weiter. "Das ist rational und existenziell und übrigens auch spirituell völlig eindeutig." In der Kirche passiere das aber ständig "und dann noch aus angeblich religiösen Gründen". Mit dieser "machtpolitischen Ausweglosigkeit" müsse jede Katholikin umgehen. Ihr als Theologin gehe es daher vor allem darum, Frauen in religiöser und in politischer Hinsicht zu stärken, betonte Knop. Dazu gehöre auch, "Formate zu entwickeln, in denen sie selbst bestimmen, wie sie katholisch sein wollen" und "Netzwerke zu stärken, in denen Frauen öffentlich wirksam werden".
Im Blick auf kirchliche Reformdebatten erklärte Knop, die als Mitglied an den Vollversammlungen des Synodalen Wegs teilgenommen hat, dass auf inhaltlicher Ebene vier passiert sei. Das Problem bestehe jedoch darin, dass theologische Reflexion und kirchliche Leitung viel zu wenig ineinandergriffen. "Bischöfe und römische Kurie rezipieren nicht, was theologisches Denken leistet." Machtpolitisch sei das verständlich, da es für die Amtsträger Machtverlust bedeute. "In der Sache kommen wir damit aber nicht voran." (mal)