Erneutes Ramadan-Gebet im Kölner Dom lehnt Dompropst ab
Vor fast 60 Jahren haben muslimische Gastarbeiter im Kölner Dom im Ramadan gebetet – heute würde Dompropst Guido Assmann das nicht mehr zulassen. Zwar verbinde Christen und Muslime der Glaube an einen Gott, sagte Assmann am Dienstag dem Kölner Onlineportal "domradio.de". Aber Muslime lehnten das christliche Verständnis vom dreifaltigen Gott ab: dass nämlich Gott mit Jesus Christus einen Sohn hat, der die Menschen im Heiligen Geist bekräftigt und bestärkt. Ein Muslim hätte auch Probleme damit, dass im Dom Kreuze hängen.
Laut Assmann hat damals – 1965 – ein Geistlicher am Dom dem muslimischen Gebet in einer Ecke der Kathedrale zugestimmt, ohne dies vorher mit dem Domkapitel oder dem Dompropst anzusprechen. Es sei wohl eine Reaktion auf einen Anruf gewesen, in dem es geheißen habe, dass die 2.000 bei den Kölner Ford-Werken beschäftigten Gastarbeiter keinen Raum hätten für das Ramadan-Gebet. "Ich denke, das war sehr spontan und aus einem guten Herzen heraus, etwas Gutes tun zu wollen." Das Domkapitel habe den Initiator nicht hängen lassen wollen, aber im Nachhinein darauf bestanden, beim nächsten Mal über eine solche Entscheidung zu sprechen.
Assmann: Im Dom ist jeder willkommen
Jeder sei aber im Dom willkommen, sagte Assmann. "Wenn dort einer ein persönliches Gebet spricht, wird das niemandem verweigert." Das Domkapitel, das für die Gottesdienste an der Kathedrale verantwortlich ist, lade dazu ein, den dreifaltigen Gott zu verehren.
Über das Ramdan-Gebet im Dom existieren laut Assmann nur wenige Zeugnisse: "Es gibt zwei Fotos, die in einer Kölner Tageszeitung abgedruckt waren und jetzt in unserem Archiv als Kopie aufbewahrt werden." Auch die Akten des Domkapitels enthielten nicht viel darüber.
Assmann begrüßte es, dass in Deutschland alle Religionsgemeinschaften die Möglichkeiten haben, eigene Gotteshäuser zu errichten. "Religionsfreiheit ist ein ganz hohes Gut, dass in unserer Verfassung grundgelegt ist." Wichtig sei auch das interreligiöse Gespräch, um gemeinsam zu überlegen, wie die Gesellschaft angesichts verschiedener religiöser Weltanschauungen gestaltet werden kann. (KNA)