Auch der Erzbischof von Canterbury übte Kritik

Aussagen zu Patriarchat und Weißsein: Erzdiakonin sorgt für Aufsehen

Veröffentlicht am 25.03.2024 um 11:59 Uhr – Lesedauer: 

Birmingham ‐ Massive Kritik hat der Aufruf einer hochrangigen Geistlichen der anglikanischen Kirche zur Zerschlagung des Patriarchats hervorgerufen. Nun meldet sich die Geistliche erneut zu Wort – und erklärt, was sie mit ihrem Aufruf meinte.

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Die Erzdiakonin von Liverpool, Miranda Threlfall-Holmes, hat mit Äußerungen zu Weißsein und Patriarchat für Aufsehen gesorgt. Laut der britischen Zeitung "The Telegraph" (Sonntag) rief die Geistliche der anglikanischen Kirche auf der Plattform "X" (ehemals Twitter) dazu auf, eine Anti-Weißsein-Haltung einzunehmen und das Patriarchat zu "zerschlagen". Dabei betonte sie, dass ihre Äußerungen "nicht gegen Weiße oder Männer" gerichtet seien, sondern gegen Unterdrückung.

Threlfall-Holmes, die im vergangenen Jahr zur Erzdiakonin ernannt wurde, hatte nach eigenen Angaben im Oktober letzten Jahres an einer Konferenz in Birmingham teilgenommen, die sich mit dem Thema Weißsein in der anglikanischen Kirche befasste. Ihre Aussage löste allerdings verärgerte Reaktionen aus. Eine Person fragte auf "X", ob es "sicher sei, in die Kirche zu gehen", wenn Threlfall-Holmes "rassistische Vorurteile gegenüber Weißen hege". Andere wiederrum bezeichneten ihren Kommentar als "spalterisch" und "absurd".

Kritik von hochrangigen Geistlichen

Die Theologin und Historikerin erklärte auf Anfrage des Telegraph, dass sich "Weißsein" in ihrem Beitrag nicht auf die Hautfarbe beziehe, sondern "auf eine Art und Weise, die Welt zu betrachten"; eine Welt, "in der Weißsein als 'normal' angesehen wird und alles andere als anders oder minderwertig", so Threlfall-Holmes. Sie verstehe die Reaktionen, da die Definition außerhalb akademischer Kreise nicht weit verbreitet sei, und bedauere ihren Beitrag auf "X", da die Plattform "nicht der beste Ort für eine differenzierte Argumentation" gewesen sei.

Erst vor wenigen Wochen gab die anglikanische Kirche bekannt, dass sie im Rahmen einer von der Diözese Birmingham eingerichteten "racial justice unit" (Einheit die sich mit rassistischer Diskriminierung befasst), einen Beamten für die "Dekonstruktion des Weißseins" einstellen wird. Die Verwendung einer solchen Terminologie war zuvor von hochrangigen Geistlichen der Kirche von England kritisiert worden, darunter vom Erzbischof von Canterbury. Auch der Erzbischöfliche Rat warnte davor, eine solche Sprache aus den Kulturkriegen der USA zu benutzen, da sie die Gefahr berge, normale Kirchenmitglieder zu entfremden, heißt es. (mtr)