Von einem Nachfolger aus bestimmten Gründen ausgedacht

Historiker: Osnabrücks erster Bischof wurde wohl erfunden

Veröffentlicht am 26.03.2024 um 09:09 Uhr – Lesedauer: 

Osnabrück ‐ Vor einem Jahr trat der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode zurück. Während die Diözese auf einen Nachfolger wartet, stellt sich heraus: Osnabrücks legendären Gründerbischof gab es vermutlich gar nicht.

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Den ersten Bischof des Bistums Osnabrück namens Wiho hat Historikern zufolge einer seiner Nachfolger erfunden. Um wirtschaftlich wichtige Rechte der Diözese durchzusetzen, habe Bischof Benno II. (um 1020 bis 1088) Gründungsurkunden gefälscht und das Bistum älter gemacht, berichtet die Bistumszeitung "Kirchenbote" in ihrer Osterausgabe. Dabei habe Benno als ersten Bischof dann Wiho (der Geweihte) erfunden, so die Zeitung unter Berufung auf den Historiker Thomas Vogtherr.

Weil die Diözese im 11. Jahrhundert heruntergekommen und verarmt war, so Vogtherrs Hypothese, versuchte Benno, in Konkurrenz etwa zum mächtigen Kloster Corvey bei Höxter, mehr Zehntrechte von Bauern zu erhalten. Nachdem der König die gefälschten, auf die Jahre 803 und 804 datierten Urkunden anerkannt hatte, war das Bistum Osnabrück auf einmal wohlhabend. Dass die Anfänge einer christlichen Mission im nördlichen Westfalen in die Zeit Karls des Großen (747/48 bis 814) fallen, ist bisher unumstritten.

Keine Spur von Wiho

Weil die Gründungsurkunden der Diözese bis 1898 unter Verschluss waren, sind sie der Forschung erst mit Beginn des 20. Jahrhunderts zugänglich. Schon um 1920 sei klar gewesen, dass die Anfänge der Diözese anders verlaufen sein müssen als bisher angenommen. Nach Aussage Vogtherrs taucht der Name Wiho in keinem echten zeitgenössischen Dokument des 9. Jahrhunderts auf. Auch in den Archiven des Bistums Lüttich, woher er angeblich stammte, findet sich keine Spur von Wiho.

Erstmals und einzig erwähnt wird Wiho nur in den von Benno gefälschten Urkunden des 11. Jahrhunderts. Auch erst seit dieser Zeit gibt es eine Verehrung des legendären Gründerbischofs. So tragen bis heute mehrere Straßen im Bistum, eine Kirche sowie die Komturei der Osnabrücker Grabesritter den Namen Wihos. Dessen Gedenktag ist sein vermeintliches Sterbedatum, der 20. April 804/805. (KNA)