Erst 67 Jahre alt: Papst Franziskus nimmt Rücktritt von Bischof an
Papst Franziskus hat den Rücktritt des peruanischen Erzbischofs José Antonio Eguren Anselmi angenommen. Der Vatikan teilte die Entscheidung des Kirchenoberhaupts am Dienstag mit. Die Annahme des Rücktritts ist ungewöhnlich, denn Eguren ist erst 67 Jahre alt. Normalerweise müssen Bischöfe laut Kirchenrecht dem Papst mit 75 Jahren ihren Rücktritt anbieten. Hintergründe zum Rücktritt von Eguren, der seit 2006 Erzbischof von Piura war, veröffentlichte der Vatikan nicht.
Da Eguren zur umstrittenen Bewegung "Sodalitium Christianae Vitae" gehört, liegt jedoch eine Verbindung zum Missbrauchsskandal nahe, den es rund um die Gemeinschaft in Peru gibt. 2015 veröffentlichten Journalisten Recherchen, in denen sie der Bewegung jahrzehntelangen sexuellen und psychologischen Missbrauch vorwarfen. Die seit Jahren im Raum stehenden Vorwürfe waren jedoch von den Bischöfen nicht weiterverfolgt worden, wohl auch, weil die Gemeinschaft großen Einfluss in der peruanischen Kirche besitzt. 2023 entsandte Papst Franziskus zwei Sonderermittler in das Andenland, um die Vorwürfe aufzuklären. Die Peruanische Bischofskonferenz begrüßte damals die vatikanische Untersuchung.
Eguren äußert sich zu Rücktritt
Eguren äußerte sich in einer Erklärung vom Dienstag zu seinem Rücktritt: "Ich möchte meine Dankbarkeit den Nachfolgern des heiligen Petrus ausdrücken, die ihr Vertrauen in mich setzten, denen gegenüber ich mich immer bemüht habe, ihnen mit kindlicher Zuneigung und Gehorsam zu dienen." Er habe sich während seiner Amtszeit stets bemüht, seiner Aufgabe als Bischof gerecht zu werden und besonders den Armen zu dienen, so Eguren. Die Bewegung "Sodalitium" bezeichnete er als sein Zuhause, das ihn gelehrt habe, die Kirche zu lieben.
Die auf Spanisch meist "Sodalicio" genannte Gemeinschaft wurde 1971 in Peru gegründet. In kurzer Zeit profilierte sich die Laiengemeinschaft, der auch viele Kleriker angehören, als konservatives Gegengewicht zur progressiven Befreiungstheologie im Land. Papst Johannes Paul II. förderte die Gemeinschaft und erhob sie 1997 zu einer Vereinigung päpstlichen Rechts. Von 2018 bis 2019 setzte Papst Franziskus eine kommissarische Leitung der Bewegung ein. Der Gründer, Luis Fernando Figari, soll erwiesenermaßen für sexuelle Übergriffe gegen Minderjährige und Erwachsene verantwortlich sein. Nach einer Intervention des Vatikan wurde Figari 2017 untersagt, Kontakte zu Mitgliedern des "Sodalicio" zu unterhalten. Er lebt in Italien und entzieht sich seit Jahren der peruanischen Justiz. (rom)