Bonnemain über Huonder: In der Kirche ist Platz für alle
Der Churer Bischof Joseph Bonnemain hat anlässlich des Todes seines Vorgängers Vitus Huonder mehr Dialog zwischen konträren Standpunkten in der Kirche gefordert. "In der katholischen Kirche gibt es Platz für alle", sagte Bonnemain im Interview mit dem Schweizer Portal "kath.ch" (Donnerstag). Gläubige sollten geschwisterlich miteinander umgehen, auch wenn verschiedene Positionen, Ansichten und Überzeugungen aufeinanderträfen. Nur Gott kenne die wahren Beweggründe eines Menschen. "Es ist nicht an uns, zu urteilen, sondern den Dialog, die Eintracht und das Verständnis zu fördern. Jeder kann etwas dazu beitragen, weil alles mit einem ersten Schritt beginnt", so der Bischof.
Huonder, der am Mittwoch nach kurzer, schwerer Krankheit starb, war für seine konservativen Ansichten bekannt und sorgte mit verbalen Vorstößen zu Sexuallehre, Kirchenverfassung oder Lebensschutz immer wieder für Aufsehen und Polarisierungen im Bistum Chur. Nach seiner Emeritierung im Jahr 2019 zog er in eine Einrichtung der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X. und zeigte verstärkt Sympathien für deren Positionen. Seinem letzten Willen entsprechend wird er an deren Stammsitz im schweizerischen Écône beigesetzt, da er in der Nähe des Gründers der Piusbruderschaft, Marcel Lefebvre (1905-1991), begraben werden wollte.
Zu ihrer letzten Begegnung zwei Tage vor Huonders Tod sagte Bonnemain, dass sein Vorgänger sehr gefasst und "dem Willen Gottes ergeben" gewesen sei. "Er sagte: 'Es ist soweit und ich bin bereit.'" Der Churer Bischof betonte, dass er versuchen werde, an Huonders Beisetzung teilzunehmen. Diese findet laut Mitteilung der Piusbruderschaft am 17. April statt. (mal)