Bischof Bonnemain akzeptiert letzten Willen

Auf eigenen Wunsch: Huonder wird bei Piusbruderschaft bestattet

Veröffentlicht am 04.04.2024 um 10:06 Uhr – Lesedauer: 

Chur ‐ Der Churer Altbischof Vitus Huonder lebte seit seiner Emeritierung bei den Piusbrüdern und zeigte verstärkt Sympathien für deren Positionen. Nun wird er in der Nähe von deren Gründer Marcel Lefebvre bestattet – wie es seinem Wunsch entspricht.

  • Teilen:

Der verstorbene Churer Altbischof Vitus Huonder wird auf eigenen Wunsch in der Nähe des Gründers der Piusbruderschaft, Marcel Lefebvre, bestattet. Wie das Bistum Chur am Mittwochabend mitteilte, habe der amtierende Bischof Joseph Bonnemain Huonder bei ihrem letzten Treffen am Ostermontag versichert, dass er "selbstverständlich" seinen Willen respektieren werde. Huonder werde daher in Écône (Kanton Wallis), dem Sitz des Stammhauses der Priesterbruderschaft St. Pius X., beigesetzt.

Bei Bonnemains Besuch hätten die beiden "offen über das wohl bevorstehende Begräbnis" sowie über die bereits 2022 dem Churer Ordinariat mitgeteilte Entscheidung gesprochen, dass Huonder nicht in Chur bestattet werden will. Bonnemain habe sich nochmals ausdrücklich versichert, ob dieser Entschluss immer noch derselbe sei. Dabei habe er Huonder darauf aufmerksam gemacht, dass diese Entscheidung bei vielen auf Unverständnis stoßen werde, da die Bischöfe des Bistums üblicherweise vor der Kathedrale in Chur bestattet würden. Huonder habe daraufhin nochmals ausdrücklich bekräftigt, dass es sein letzter Wille sei, in der Nähe Lefebvres beigesetzt zu werden.

Am Mittwoch war Huonder in einer Einrichtung der Piusbrüder im schweizerischen Wangs verstorben, wo er bis zuletzt betreut und gepflegt worden sei. Laut Bistum Chur litt er in den vergangenen zwei Wochen "unter einer unerwarteten, schweren Krankheit und musste in deren Folge im Kantonsspital Chur behandelt werden". Bonnemain und die Diözese würdigten den emeritierten Bischof in der Mitteilung: "Bischof Joseph Maria und das Bistum Chur danken und anerkennen ihm alles Gute, das er in seinen verschiedenen Ämtern während vieler Jahre geleistet hat."

Eintreten für vorkonziliare Liturgie

Huonder, Jahrgang 1942, war von 2007 bis 2019 Bischof der Schweizer Diözese Chur. Er galt in der Kirche der Schweiz als Vertreter des konservativen Kirchenflügels und sorgte mit verbalen Vorstößen zu Sexuallehre, Kirchenverfassung oder Lebensschutz immer wieder für Aufsehen. Nach seiner Emeritierung zog er in das Institut der Piusbruderschaft und trat verstärkt für die vorkonziliare Liturgie ein.

Die traditionalistische Priesterbruderschaft St. Pius X. wurde 1969 vom französischen Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) gegründet. Sie lehnt viele Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ab. Streitpunkte sind vor allem Liturgie, Religionsfreiheit und Ökumene. Anfangs kirchlich anerkannt, entzog ihr Rom 1975 die kirchenrechtliche Zulassung. Nach unerlaubten Priesterweihen wurde Lefebvre 1976 die Ausübung seines Bischofsamts verboten. Indem er am 30. Juni 1988 ohne päpstliche Zustimmung vier Priester seiner Bruderschaft zu Bischöfen weihte, zogen sich alle fünf die Exkommunikation zu. Die von Lefebvre vorgenommenen Weihen sowie die der von ihm geweihten Bischöfe sind nach dem Kirchenrecht zwar nicht erlaubt, aber gültig. Vor allem unter Papst Benedikt XVI. (2005-2013) gab es Versuche, die Piusbruderschaft wieder in die kirchliche Struktur einzugliedern. Diese scheiterten jedoch. (mal)