Ökumenische Feier beendet Jubiläum des Jerusalemer Studienjahres
Mit einem ökumenischen Gottesdienst auf dem Jerusalemer Zionsberg hat das "Theologische Studienjahr Jerusalem" am Samstag seine Feiern zum 50-jährigen Bestehen beendet. Nach einem Festakt vom Vortag versammelten sich die Studierenden und Lehrenden sowie viele der 1.200 ehemaligen Absolventen des ökumenischen Ausbildungsganges in der Kirche der Dormitio-Abtei.
Die "Lern- und Lebensgemeinschaft", die seit 50 Jahren mit den Studienjahren in Jerusalem einen einzigartigen ökumenischen Studiengang durchlaufe, sei immer auch eine "Dialoggemeinschaft" von Menschen, die Gott suchten und beteten, betonte Dormitio-Abt Nikodemus Schnabel. Gemeinsam mit Propst Joachim Lenz von der Evangelischen Erlöserkirche leitete er den Gottesdienst.
Der evangelische Theologe Christoph Markschies, Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, legte in der Festpredigt das Evangelium der "Emmaus-Jünger" auch vor dem Hintergrund der Erfahrungen der Studienjahre aus. So wie die biblischen Jünger damals nach der Kreuzigung Jesu voller enttäuschter Hoffnungen ihren Weg antraten, so habe auch die Dormitio-Abtei in den späten 60er Jahren vor dem Aus und vor der Abwicklung gestanden.
"Zweiter Blick" als zentrales Anliegen
Daraus habe dann aber der Abt-Administrator Laurentius Klein entgegen mancher anfänglicher Bedenken das einzigartige Studienjahr für katholische und evangelische Studenten – männlich und weiblich – entwickelt, so Markschies. Und so wie die Jünger der Bibel auch erst auf den "zweiten Blick" in ihrem Begleiter Jesus erkannten, so gehöre der "zweite Blick", das kritische Nachforschen und Hinterfragen, auch zu den zentralen Anliegen des Studiengangs zu Ökumene und Bibelkunde, zu interreligiösem Dialog und nahöstlicher Zeitgeschichte.
Bei dem Gottesdienst betete die Gemeinde für die Juden, die derzeit ihr Pessah-Fest erwarten, für die Muslime, die gerade ihre "Nacht der Bestimmung" feiern, und für die Christen in diesem Land, die von allen Seiten in die Enge getrieben würden: "Dass sie immer neu lernen, miteinander zu leben, dass sie Vielfalt als Reichtum erfahren, hinter allem Trennenden das Einende erahnen und dass sie einst das In-eins-Fallen aller Gegensätze erleben", hieß es. (KNA)