Zum Thema "Homo-Ehe" haben die Kirchen unterschiedliche Meinungen

Keine Einigung in Sicht

Veröffentlicht am 30.05.2015 um 13:00 Uhr – Von Sophia Michalzik – Lesedauer: 
Zwei Männer halten nach dem Referendum in Irland übe rdie "Homo-Ehe" Händchen.
Bild: © KNA
Homosexualität

Bonn ‐ Auch knapp eine Woche nach dem Referendum der Iren zur "Homo-Ehe" zeichnet sich kein Konsens in Deutschland ab. Auch wenn nach einer aktuellen Umfrage rund zwei Drittel der Deutschen für eine Gleichstellung von Ehe und "Homo-Ehe" sind, gibt es Widerstand. Auch unter den beiden großen Kirchen in Deutschland gibt es keine gemeinsame Linie.

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42 Prozent der Befragten gaben in der repräsentativen Umfrage an, dass sie eine entsprechende Gesetzesänderung "voll und ganz" befürworten, 23 Prozent waren "eher" dafür. Gut ein Viertel sprach sich in der Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur "eher" oder "ganz und gar" dagegen aus.

Die katholische Kirche ist gegen eine Gleichstellung: "Die Gemeinschaft von Frau und Mann ist die einzige Verbindung, aus der Kinder hervorgehen können. Und dieser für die Gesellschaft bedeutsame Sachverhalt führt zu der Überzeugung, dass man das Eigenprofil der Ehe nicht schwächen sollte, indem man die gleichgeschlechtliche Partnerschaft der Ehe in allen Aspekten gleichstellt", sagte etwa der Freiburger Moraltheologe Eberhard Schockenhoff.

Heinrich Bedford-Strohm ist bayerischer Landesbischof und seit November 2014 auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Bild: ©picture alliance / dpa

Im Gegensatz zur katholischen Kirche befürwortet die evangelische Kirche eine Gleichstellung von Ehe und "Homo-Ehe". Im aktuellen Magazin "Der Spiegel" bekräftigt EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm diese Position.

Dem stimmte auch der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, zu. Es verdiene Respekt, wenn Menschen in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften füreinander Verantwortung übernähmen: "Gleichzeitig aber halten wir die völlige Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe für den falschen Weg." Er riet außerdem von Maßnahmen wie einer Volksabstimmung über "Homo-Ehen" ab.  "Solche Entscheidungen über ein Referendum herbeizuführen, führt nur zu einem Kulturkampf", sagte Glück der "Augsburger Allgemeinen". "Das würde Gräben in der Gesellschaft aufreißen und gewaltige Polarisierungen mit sich bringen."

Zustimmung von der EKD

Eine andere Meinung gibt es auf Seite der evangelischen Kirche.  So spricht sich der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, für eine Gleichstellung von homosexuellen Lebenspartnerschaften mit der Ehe aus. "Die Bedeutung der Ehe zwischen Mann und Frau wird dadurch kein bisschen geschmälert", sagt er in der aktuellen Ausgabe des Magazins "Der Spiegel".

Ein wesentlicher Unterschied, der die jeweilige Meinung der Kirchen beeinflusst, liegt auch im unterschiedlichen Verständnis der Ehe: Für die katholische Kirche ist die Ehe ein Sakrament, also eine liturgische Zeichenhandlung. Die Ehe ist ihrer Lehre nach Abbild der Liebesbeziehung zwischen Christus und seiner Kirche. Das Eheverständnis geht davon aus, dass die beiden Partner zueinander "Ja" sagen, sich lebenslange Unterstützung und Treue versprechen und offen für gemeinsamen Nachwuchs sind. Für die evangelische Kirche ist die Ehe nach Worten des Reformators Martin Luthers hingegen ein "weltlich Ding". Somit ist die Ehe bereits auf dem Standesamt gültig geschlossen, es erfolgt dann nur noch eine Segnung des evangelischen Geistlichen.

Linktipp: Ewiger Konflikt zwischen Staat und Kirche?

Die Ehe ist eine komplizierte Einrichtung zwischen religiösem Anspruch und staatlichem Regelungsbedürfnis. Schon häufiger sorgte das unterschiedliche Verständnis von Ehe für Konflikte zwischen Staat und Kirche. Katholisch.de beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema.

Unterstützung erhält die EKD  von weiteren Vertretern aus Politik und Gesellschaft. Dazu gehören die Moderatoren Frank Plasberg, Anne Will und Maybrit Illner, Künstler wie der Regisseur Tom Tykwer und der Schauspieler Charlie Hübner. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) kritisierte eine Blockadehaltung des Koalitionspartners: "Die Union stellt gerade fest, dass die Menschen in Deutschland längst weiter sind als ihre eigene Beschlusslage."

Aufgrund des Koalitionsvertrages weiß die SPD aber wohl um die derzeitige Ausweglosigkeit: Denn darin sind zwar Anpassungen geplant – und mittlerweile auch beschlossen. Eine völlige Gleichstellung hingegen war von Anfang an nicht vorgesehen. "Für mich ist die Ehe im Sinne des Grundgesetzes die Verbindung zwischen Mann und Frau", betonte Fraktionschef Volker Kauder unlängst in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Er lehne die "sogenannte Homo-Ehe" ab, "auch weil ich die Volladoption durch Lebenspartner nicht für richtig halte". Ob sich diese Position durchhalten lässt, ist aber fraglich. Denn mittlerweile gibt es auch innerhalb der eigenen Partei Befürworter einer Gleichstellung.

Debatte beschäftigt die Kirche schon länger

Neu ist die Debatte indes nicht. Gerade in der katholischen Kirche gab es in den letzten Wochen verstärkte Kontroversen um die Haltung gegenüber Homosexuellen. So sorgte ein Beschluss des ZdK für Diskussion, in dem das Komitee eine Segnung für homosexuelle Partnerschaften gefordert hatte. Der Widerspruch folgte prompt: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, wies das Anliegen als "unvereinbar" mit der Lehre und Tradition der Kirche zurück. Der Passauer Bischof Stefan Oster schrieb in einem Post auf Facebook, er vermisse beim Beschluss des ZdK "wesentliche Aspekte des biblischen Menschenbildes". Fünf Bischöfe stimmten ihm in einem offenen Brief zu.

Offen bleibt aber weiterhin, welche Rolle das Thema bei der Familiensynode im Herbst im Vatikan spielen wird. Der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Kasper ist der Meinung, die Kirche habe über den Umgang mit gleichgeschlechtlichen Paaren zu lange geschwiegen. Während der ersten Bischofssynode 2014 habe das Thema nur am Rand eine Rolle gespielt, "aber jetzt wird es zentral", sagte er der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera". (mit Material von KNA und dpa)

Von Sophia Michalzik