Pater Philipp König über das Sonntagsevangelium

Kaum zu glauben: Wie neu geboren!

Veröffentlicht am 13.04.2024 um 12:20 Uhr – Lesedauer: 
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Vechta ‐ Wie können wir uns den Auferstehungsleib vorstellen? Wir wissen es nicht, haben aber doch ein Bild davon, schreibt Pater Philipp König. Der Auferstandene wird uns mit seinem Erscheinen immer wieder überraschen, so wie er auch im heutigen Sonntagsevangelium die Jünger überrascht hat.

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Bestimmt kennen viele von Ihnen die Erfahrung, dass der Osterglaube ins Wanken geraten kann: Gerade noch war alles stimmig, doch dann gibt es Momente, wo der Glaube an die Auferstehung zu kippen droht und Zweifel sich breit machen. Gerade dieser zentrale Inhalt unseres Credo ist für viele kaum zu glauben! Zu unfassbar erscheint diese Botschaft, zu endgültig erscheint uns der Tod. Beruhigend, dass offenbar schon die Jünger damals Zweifel an Jesu Auferstehung hatten!

Jesus nimmt die Zweifel seiner Jünger sehr ernst und tut sie nicht ab: Er zeigt ihnen seine Hände und Füße mit den Wundmalen und fordert sie auf, sie zu betrachten und ihn anzufassen. Er lässt sich ein Stück Fisch geben und isst es vor ihren Augen. Damit ist klar: Jesus ist lebendig, denn kein Geist (d. h. kein Toter) kann essen und trinken. Und: Der Auferstandene ist niemand anderes als der Gekreuzigte, der noch vor wenigen Tagen tot ins Grab gelegt wurde.

Im Zentrum unseres Glaubens: Ein Leib

Auch wenn der Leib des Auferstanden unsere Vorstellungen übersteigt, so besteht doch eine klare Kontinuität zwischen ihm und dem Leib dessen, der ermordet am Kreuz hing. Dieser Leib steht im Zentrum unseres Glaubens. Auf diesen Leib nahm Gott all das, was uns von ihm trennte: unsere Sünden, unseren Tod, unser "Nein" zu seiner Liebe. Um uns Menschen zu erlösen und wieder in die Nähe Gottes zu holen, nahm Jesus all das auf sich und führte uns so durch den Tod zum Leben. Ohne Jesu Auferstehung wären wir dem Tod geweiht, blieben in Sünde und Unfreiheit verstrickt. Doch seit Ostern sind wir aus aller Gefangenschaft und allem Elend befreit, sind wir zu neuen Menschen geworden.

Wie können wir uns den Auferstehungsleib vorstellen? Oder den Leib unserer Verstorbenen, wenn wir sie einst wiedersehen? Natürlich wissen wir es nicht, doch ein Bild habe ich liebgewonnen: So wie der auferstandene Christus immer jung und schön ist, so werden auch unsere Verstorbenen jugendlich und wunderschön sein. Gleiches gilt auch für uns selbst, wenn wir einmal an der Auferstehung teilhaben!

Schon in diesem Leben: Hineinleuchten der Auferstehung

Auch wenn uns das alles unglaublich und unvorstellbar vorkommen mag, so gibt es in unserem Leben doch immer wieder Momente, wo wir etwas davon erahnen können. Der Auferstandene wird uns mit seinem Erscheinen immer wieder überraschen, so wie der unerkannte Wanderer auf dem Weg nach Emmaus die beiden Jünger überrascht hat.

Gerne denke ich an so eine ganz besondere Begebenheit vor ein paar Jahren zurück: Eine hochbetagte Ordensschwester lag im Sterben. Ihr war deutlich anzusehen, dass ihre Zeit auf dieser Erde bald enden sollte. Zum letzten Mal in ihrem Leben empfing sie den Leib Christi in der heiligen Kommunion und die Krankensalbung. Dies tat sie sehr andächtig. Nachdem sie die Sakramente empfangen hatte, geschah etwas für alle Unerwartetes: Die sterbende Frau strahlte über das ganze Gesicht, ihre Augen leuchteten und sie rief voller Begeisterung: "Ich fühle mich wie neu geboren!"

Dieser Moment brachte alle zum Lächeln, so wunderschön war er: Ein Augenblick purer Lebensfreude – im Angesicht des sicheren Todes! Es war zu spüren, wie eine neue Wirklichkeit ins Leben dieser Frau hineinschien, wie aus einer anderen Welt: die Begegnung mit dem lebendigen Christus, mit Gottes Liebe, die stärker ist als der Tod. Seitdem ist diese Ordensschwester für mich eine wichtige Zeugin der Auferstehung! Die Begegnung mit ihr stärkte meine Gewissheit, dass es uns einmal ebenso gehen wird wie ihr: Wir werden sein wie neu geboren!

Aus dem Evangelium nach Lukas (Lk 24,35-48)

Die beiden Jünger, die von Emmaus zurückgekehrt waren, erzählten den Elf und die mit ihnen versammelt waren, was sie unterwegs erlebt und wie sie Jesus erkannt hatten, als er das Brot brach. Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen.
Da sagte er zu ihnen: Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen Zweifel aufkommen? Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht.
Bei diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße.
Als sie es aber vor Freude immer noch nicht glauben konnten und sich verwunderten, sagte er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier?
Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch; er nahm es und aß es vor ihren Augen.
Dann sagte er zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesprochen habe, als ich noch bei euch war: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht.
Darauf öffnete er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften.
Er sagte zu ihnen: So steht es geschrieben: Der Christus wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen und in seinem Namen wird man allen Völkern Umkehr verkünden, damit ihre Sünden vergeben werden. Angefangen in Jerusalem, seid ihr Zeugen dafür.

Der Autor

Pater Philipp König ist Dominikaner und unterrichtet derzeit am ordenseigenen Gymnasium in Vechta die Fächer Französisch, Latein und Religion.

Ausgelegt!

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