"Ein Spiel mit dem Feuer": Bätzing verurteilt Irans Angriff auf Israel
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, hat den nächtlichen Angriff des Iran auf Israel scharf verurteilt. "Der Angriff des Iran ist eine dramatische Eskalation der ohnehin furchtbaren Situation im Nahen Osten, ein Spiel mit dem Feuer, das nachdrücklich verurteilt werden muss", sagte Bätzing am Sonntagmorgen in Bonn. Gott sei Dank hätten die funktionierende israelische Flugabwehr und die Unterstützung durch die USA und Großbritannien dafür gesorgt, "dass nach jetziger Kenntnis nur ein Mensch verletzt wurde und große materielle Verwüstungen vermieden werden konnten".
Bätzing erklärte weiter, dass jetzt alles dafür getan werden müsse, dass die Ereignisse der zurückliegenden Stunden den Nahen Osten nicht in einen regionalen Krieg mit unabschätzbaren Folgen hineintrieben. "Dies wäre eine Katastrophe für diese Weltgegend und eine dramatische Gefährdung des Weltfriedens." Er appelliere deshalb an alle Verantwortlichen, auch in einer möglichen Antwort Israels, jede Eskalationsdynamik zu vermeiden, um weiteres Blutvergießen zu verhindern und dem Gedanken des Friedens Raum zu geben. "Beten wir in dieser Stunde auch für alle Opfer der Gewalt, die angesichts von Terror und Krieg im Heiligen Land bereits jetzt zu beklagen sind."
Rund 300 ballistische Raketen und Drohnen auf Israel abgefeuert
Der Iran hatte in der Nacht rund 300 ballistische Raketen und Drohnen auf Israel abgefeuert. Sie seien zu 99 Prozent von Israel, den USA, Großbritannien und Jordanien abgefangen worden, teilweise bereits über Syrien und Jordanien, meldeten israelische Medien. Israel kündigte entschiedene Vergeltung an. Im ganzen Land heulten Sirenen, gegen 1.45 Uhr (Ortszeit) gab es auch in Jerusalem Alarm. Über dem Himmel der Stadt waren Leuchtstreifen zu sehen und lauter Explosionsknall vom Abfangsystem "Iron Dome" zu hören. Die einzige Meldung von Verletzten kam bislang aus der südisraelischen Stadt Arad, wo ein zehnjähriges Beduinenkind durch Splitter verletzt worden sein soll. Außerdem soll ein Militärstützpunkt im Süden des Landes leicht beschädigt worden sein.
In den früheren Morgenstunden verschickte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine Nachricht über die Plattform X: "Wir haben abgefangen. Wir haben blockiert. Gemeinsam werden wir gewinnen." Bereits am Samstagabend hatte das israelische Militär ab 23 Uhr die Notfallrichtlinien verschärft. Danach wurden bis Montagabend alle Bildungsaktivitäten und Schulveranstaltungen sowie alle größeren Menschenansammlungen verboten.
Nach einem israelischen Angriff am 1. April auf ein Konsulargebäude neben der iranischen Botschaft in Syriens Hauptstadt Damaskus hatte Irans Oberster Führer, Ayatollah Ali Khamenei, Vergeltung angekündigt. Bei dem Angriff waren ein hochrangiger Offizier der Islamischen Revolutionsgarden, Mohammed Reza Zahedi, sein Stellvertreter und weitere Militärs getötet worden. Mitte der Woche hatte Israel nun seine Luftverteidigung verstärkt und Reservisten einberufen.
Scholz: Luftangriff des Iran durch nichts zu rechtfertigen
Auch die deutsche Bundesregierung verurteilte am Sonntag den Angriff auf Israel. "Der Luftangriff auf israelisches Staatsgebiet, den Iran heute Nacht begonnen hat, ist unverantwortlich und durch nichts zu rechtfertigen. Iran riskiert einen Flächenbrand", schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei X. Deutschland stehe eng an der Seite Israels, weitere Reaktionen werde man jetzt mit den eigenen Verbündeten besprechen.
Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, bezeichnete den Angriff des Iran am Sonntag laut einer Mitteilung der Nordkirche als "schändlich und völkerrechtswidrig". Er sei daher "auf das Schärfste zu verurteilen". "Im Interesse der leidenden Menschen in Israel und in Gaza appelliere ich eindringlich an alle Seiten, jede Aktion zu unterlassen, die zu einer weiteren Eskalation dieser extrem anspannten Lage führen kann", erklärte Fehrs. Die internationale Gemeinschaft müsse alles tun, um einen Krieg zu verhindern, so die EKD-Ratsvorsitzende. Sie bete zu Gott, "dass es gelingen möge, die Spirale der Gewalt zu durchbrechen und so das Leid und die Not aller Menschen in der Region nachhaltig zu lindern". (stz/epd/KNA)
14.4., 14:28 Uhr: Ergänzt um die Stellungnahme der EKD-Ratsvorsitzenden Fehrs.