"Der Kopf ist noch klar!"

Altbischof Kamphaus: Ich bereite mich auf den Tod vor

Veröffentlicht am 16.04.2024 um 16:24 Uhr – Lesedauer: 

Münster ‐ Mit seinen 92 Jahren fühle er sich "noch ganz gut" – obwohl er nie daran gedacht habe, so alt zu werden, sagt Franz Kamphaus. Der Limburger Altbischof findet klare Worte rund um Tod und Leben.

  • Teilen:

Der Limburger Altbischof Franz Kamphaus fühlt sich mit seinen 92 Jahren "noch ganz gut". Er habe nie daran gedacht, so alt zu werden, sagte er dem Münsteraner Internetportal "kirche-und-leben.de" (Dienstag). "Vor allen Dingen – und darüber bin ich sehr froh – ist der Kopf noch klar! Im vorigen Jahr habe ich ja noch ein Buch herausgegeben: Der Unbekannte von Nazareth." Aber nun sei das Thema Bücherschreiben abgeschlossen. "Ich bereite mich auf den Tod vor. Das ist ja abzusehen."

Im Alter nehme er sich zunehmend Zeit zum Nachdenken und Beten, sagte der Geistliche. "Ich hoffe, dass ich so für die letzte Stunde hier auf Erden bereitet bin. Ich bin sicher, ich werde erwartet. Das ist meine Hoffnung. Darauf gehe ich zu." Jeder Tag bringt laut Kamphaus neue Überraschung: "Mal piekst es hier, mal piekst es da. Die körperlichen Kräfte, auch die geistigen, werden weniger." Daher übe er sich im Loslassen. "Nicht festhalten wollen, nicht mich an bestimmte Dinge klammern – da bin ich ganz frei."

"Wer sich selbst nicht riechen kann, der stinkt auch anderen"

Um alt zu werden, kommt es nach den Worten des Theologen darauf an, "das anzunehmen, was kommt. Und nicht sich zu klammern an Dinge, die vergehen. Dass man sich darauf einlässt, dass es weniger wird." Am meisten rate er aber zu Dankbarkeit. "Für das Leben, für jeden Tag. Danken heißt: Zufrieden sein mit dem, was ist. Und mit dem, was kommt. Wer mit sich selbst unzufrieden ist, wer sich selbst nicht riechen kann, der stinkt auch anderen."

Kamphaus war von 1982 bis 2007 Bischof von Limburg. 1999 sorgte der aus dem Bistum Münster stammende Geistliche für bundesweites Aufsehen, als er sich mit seiner Position zur Schwangerschaftskonfliktberatung zeitweise gegen den damaligen Papst Johannes Paul II. stellte. Im Ruhestand zog sich Kamphaus in das Sankt Vincenzstift in Rüdesheim-Aulhausen zurück, wo er bis heute mit geistig behinderten und mehrfach eingeschränkten Menschen zusammenlebt. (KNA)