Karmelitinnen weisen Vatikan-Erlass zurück

Nonnen klagen über "feindliche Übernahme" ihres Klosters

Veröffentlicht am 21.04.2024 um 10:38 Uhr – Lesedauer: 

Arlington ‐ Die Intervention des Vatikans konnte den texanischen Klosterstreit nicht schlichten: Statt dem Bischof sollte der Orden die Führung des Karmels von Arlington übernehmen – doch die Nonnen weisen auch ihre neue Leitung mit harschen Worten zurück.

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Die Karmelitinnen von Arlington weisen die Intervention des Ordensdikasteriums im Streit um ihre ehemalige Oberin zurück. Die Übertragung der Leitung auf die Karmelitinnen-Assoziation, zu der das Kloster in Texas gehört, sei eine "feindliche Übernahme" ihrer Gemeinschaft, heißt es in einer am Samstag auf der Webseite des Karmels veröffentlichten Erklärung. Das Bistum Fort Worth hatte zuvor ein Dekret des Ordensdikasteriums veröffentlicht, in dem der Diözesanbischof Michael Olson von seiner Aufgabe als Päpstlicher Beauftragter über das Kloster entbunden und die Leitung dem Zusammenschlusses von Karmelitinnen-Klöstern übertragen wurde.

Laut den veröffentlichten Dokumenten hatte die Assoziation "Christus König", zu der neben dem Arlingtoner Karmel noch fünf weitere Klöster gehören, die die vorkonziliare Liturgie feiern, beim Ordensdikasterium um diese Maßnahme angesucht. Olson habe diese Bitte unterstützt. Die Arlingtoner Karmelitinnen erklärten dazu, dass es nicht in Frage komme, diese Maßnahme zu akzeptieren. "Dies zu akzeptieren, würde die Integrität unseres Klosters als Gemeinschaft gefährden und die Berufungen einzelner Nonnen, unser liturgisches und spirituelles Leben sowie die materiellen Güter des Klosters bedrohen", heißt es in der Erklärung. Daher seien weder die Vorsitzende der Assoziation, Mutter Marie von der Inkarnation, noch von ihr gesandte Vertreter im Kloster willkommen.

Im Vatikan eingelegte Rechtsmittel bisher nicht beantwortet

In ihrer Erklärung bekräftigten die Nonnen die Vorwürfe gegen Bischof Olson, die sie zuvor bereits erhoben hatten: Der Bischof habe unrechtmäßig versucht, sich des Klosters und seiner Güter zu bemächtigen. Dazu habe er die ehemalige Priorin des Bruches ihres Keuschheitsgelübdes beschuldigt und diese Vorwürfe mit unzulässigen Maßnahmen, darunter eine Durchsuchung des Karmels, zu untermauern versucht. Der Bischof habe die Schwestern von den Sakramenten abgeschnitten und Zwietracht in der Gemeinschaft zu sähen versucht. Der Vatikan hatte Olsons Vorgehen unterstützt und ihn zum Päpstlichen Beauftragten mit Autorität über das Kloster ernannt. Die Schwestern erneuerten ihre Kritik an diesem Schritt. Mit Olson sei der Bock zum Gärtner gemacht worden ("putting the fox in charge of the hen house" im englischen Original).

Gegen das Vorgehen Olsons, der unter anderem die damalige Priorin, Mutter Teresa Agnes Gerlach, aus dem Orden entlassen hatte, legten die Schwestern Beschwerde beim Vatikan ein. Laut der Erklärung vom Samstag ging im Kloster bisher nur eine Eingangsbestätigung des Ordensdikasteriums ein, mit der eine Reaktion auf die Rechtsmittel angekündigt wurde. Die Veröffentlichung der Dekrete durch den Bischof am Donnerstag habe die Schwestern überrascht. Sie zeigten sich zwar dankbar, dass der Heilige Stuhl sich um das geistliche Wohl der Gemeinschaft sorge und dafür alle Anstrengungen unternehmen wolle. "Wir sind jedoch der Meinung, dass 'alle Anstrengungen' einen aktiven und ständigen Dialog mit uns selbst beinhalten könnten und sollten, und wir sind überrascht und enttäuscht, dass diese Dokumente ohne einen solchen Dialog veröffentlicht wurden."

Kein Schisma, aber Autorität des Bischofs zurückgewiesen

Ausdrücklich betonten die Karmelitinnen, dass sie die Autorität des Papstes und des Diözesanbischofs akzeptieren. Schon im August hatten sie den Vorwurf eines Schismas zurückgewiesen. "Aber im Einklang mit unseren eigenen Rechten, aus Gewissensgründen, zum Wohle unserer Seelen und zum Schutz der Integrität unseres Lebens und unserer Berufungen, mussten wir unter diesen außergewöhnlichen Umständen unsere Zusammenarbeit in Bezug auf die ungerechte Ausübung jeglicher Autorität über uns durch den derzeitigen Bischof von Fort Worth aussetzen." Autorität ohne Integrität sei überhaupt keine Autorität: "Jeder, der die Abläufe in unserer Diözese kennt, wird die Realität, mit der wir konfrontiert sind, nur zu gut verstehen."

Der Streit um das Kloster und seine Oberin schwelt seit Monaten. Die Oberin soll einen Verstoß gegen ihr Keuschheitsgelübde eingestanden haben, daraufhin ließ der Bischof den Karmel durchsuchen, um Beweismittel sicherzustellen. Der Streit wurde Mitte Mai vergangenen Jahres bekannt, nachdem sich die Schwestern an die Öffentlichkeit gewandt hatten, um über eine Klage gegen die Durchsuchung und Beschlagnahmung in ihrem Kloster zu informieren. Im Juli wies das angerufene staatliche Gericht die Klage zurück, die Polizei stellte Ermittlungen aufgrund einer Anzeige des Bistums wegen angeblichem Drogenmissbrauch im Kloster ein. Olson hielt die Vorwürfe gegen die Oberin trotz der Proteste der Nonnen weiterhin aufrecht. Die Unbeschuhten Karmelitinnen sind ein Orden päpstlichen Rechts, unterstehen also grundsätzlich nicht dem Diözesanbischof. Im Juni ernannte der Vatikan Olson zum Päpstlichen Beauftragten. (fxn)