Emeritierter Bischof Bode räumt eigene Versäumnisse ein

Osnabrück: Machtmissbrauch und Gewaltanwendung durch Ex-Referatsleiter

Veröffentlicht am 24.04.2024 um 10:51 Uhr – Lesedauer: 

Osnabrück ‐ 2021 hatten ehemalige Mitarbeiter und Klienten dem Ex-Leiter des Referats für Ehe-, Familien-, Lebens- und Erziehungsberatung im Bistum Osnabrück Machtmissbrauch und Gewaltanwendung vorgeworfen. Eine Untersuchung hat diese Vorwüfe jetzt bestätigt.

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Ein ehemaliger Leiter des Referats für Ehe-, Familien-, Lebens- und Erziehungsberatung im Bistum Osnabrück hat in seiner Amtszeit schweren Machtmissbrauch und vielfältige Gewaltanwendung begangen. Zu diesem Ergebnis kommt eine interne Untersuchung, die das niedersächsische Bistum durchgeführt und am Mittwoch vorgestellt hat. "Es ist erschreckend, dass solche Formen von Machtmissbrauch und Gewalt in der Vergangenheit auch im besonders sensiblen Feld von psychologischer Beratung gedeihen konnten", sagte Domkapitular Ulrich Beckwermert als Vertreter der Bistumsleitung. Das zeige, wie wichtig Präventionsarbeit und entsprechende Schutzkonzepte seien, die das Bistum in den vergangenen Jahren auch in seinen Beratungsstellen installiert habe.

Im Jahr 2021 hatten laut Bistum mehrere ehemalige Mitarbeiter und Klienten Vorwürfe gegen den früheren Leiter des Referats für Ehe-, Familien-, Lebens- und Erziehungsberatung erhoben. Der Beschuldigte war den Angaben zufolge von 1969 bis 1996 im Amt und am Aufbau zahlreicher Beratungsstellen im Bistum Osnabrück beteiligt, er habe auch selbst eine Beratungsstelle geleitet. Der Mann, der laut der niedersächsischen Diözese "als Koryphäe auf dem Gebiet der Verzahnung von Theologie und Psychoanalyse" galt und kein Kleriker war, sei 2004 verstorben.

Untersuchung bestätigt Vorwürfe ehemalige Mitarbeiter und Klienten

Die mehrheitlich mit bistumsunabhängigen Personen besetzte Monitoring-Gruppe, die für die Steuerung und Kontrolle des diözesanen Schutzprozesses gegen sexualisierte Gewalt und geistlichen Missbrauch im Bistum Osnabrück zuständig ist, hatte das Bistum Osnabrück angesichts der Vorwürfe zu einer systematischen Aufarbeitung des Falles aufgefordert. Das Bistum leitete daraufhin eine interne Untersuchung ein, in deren Rahmen nicht nur Akten ausgewertet, sondern auch über 15 Zeugenaussagen – darunter die mehrerer Betroffener –  berücksichtigt worden seien.

Laut Bistum hat die Untersuchung die Vorwürfe schließlich bestätigt. Der Referatsleiter habe "die durch seine Position verliehene Macht auf vielfältige Weise missbraucht und gegen Mitarbeiter und Klienten verschiedene Formen von Gewalt ausgeübt", heißt es im Bericht der Monitoring-Gruppe. Der Mann habe immer wieder seine Rollen als Vorgesetzter, Therapeut und Ausbildungsleiter vermischt und Vertrauensverhältnisse ausgenutzt und missbraucht. Das in Gesprächen erworbene Wissen habe er genutzt, um ein Netz von Abhängigkeiten zu schaffen und Macht über die Betroffenen auszuüben.

Emeritierter Bischof Bode räumt eigene Versäumnisse ein

Außerdem soll der Mann Klienten und Schulungsteilnehmer in Gruppensituationen gedemütigt und auch zu Handlungen gezwungen haben, die diese nicht wollten. Dabei sei es auch zu körperlicher Gewalt gekommen. "Nicht wenige Mitarbeiter hatten vor ihm und seinen Reaktionen Angst." Mehrere Betroffene hätten zudem berichtet, von dem Referatsleiter sexuell missbraucht worden zu sein. "Auch ein möglicher geistlicher Missbrauch steht im Raum. Unter den Betroffenen befinden sich Frauen und Männer, darunter auch Geistliche und Priesteramtskandidaten", so der Bericht.

Der emeritierte Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode habe im Rahmen der Untersuchung "eigene Versäumnisse im Umgang mit den Vorwürfen" eingeräumt, heißt es weiter. Der ehemalige Generalvikar Theo Paul wiederum habe aus den damaligen Gesprächen mit Bode keinen Arbeitsauftrag für sich abgeleitet. "Dies erscheint der Untersuchung angesichts seiner Stellung und Verantwortung im Bistum nicht überzeugend", so der Bericht. Von der Monitoring-Gruppe mit den Ergebnissen der Untersuchung konfrontiert, hätten Bode und Paul gemeinsam ihr starkes Bedauern über "je eigene Fehler durch unser Tun und Unterlassen im Umgang mit den Vorwürfen" geäußert. Domkapitular Beckwermert erklärte, dass das Bistum "über das Ergebnis der Untersuchung mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unserer Beratungsstellen im Gespräch bleiben und prüfen" werde, ob sich daraus weitere notwendige Maßnahmen ergäben. (stz)