Bischof Ackermann lehnt Teilnahme am "Marsch für das Leben" ab
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann ist gegen eine mögliche Teilnahme an einem "Marsch für das Leben". Diese Protestform gegen Schwangerschaftsabbrüche sei nicht zielführend, weshalb er sie persönlich ablehne, sagte Ackermann am Montag im Deutschlandfunk. "Jede Art von Aggressivität in diesem Punkt verbietet sich", sagte er. "Ich würde bei diesem Marsch für das Leben nicht mitgehen." Der Ausgleich zwischen dem Recht der Frau auf Selbstbestimmung und dem Schutz des ungeborenen Lebens sei eine sensible und komplexe Angelegenheit. Der Bischof warf die Frage auf, was passende Formen seien, die der Schwierigkeit der Frage der Abwägung gerecht würden. Er räumte ein, dass bei der Beantwortung dieser Frage die Bischöfe in Deutschland unterschiedlicher Meinung seien. So sprach im April der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer beim "Marsch für das Leben" in München.
Klar ist laut Ackermann jedoch der grundsätzliche Standpunkt der Bischöfe. Der katholischen Kirche gehe es immer um die Würde des Menschen in allen Phasen des Lebens. Das gelte für den Menschen vor der Geburt und bis ins hohe Alter. Ackermann plädierte daher für das Eintreten für den Lebensschutz. Mit Blick auf aktuelle Debatten über eine mögliche generelle Straffreiheit bei Schwangerschaftsabbrüchen spricht sich Ackermann für die Beibehaltung der jetzigen Regelung aus. Der Paragraf 218 habe nach schwierigen Abwägungen zu einer gesellschaftlichen Befriedung beigetragen. "Wir warnen davor, den Lebensschutz aufzulösen und abgestufte Rechte des ungeborenen Lebens einzutragen", sagte Ackermann. Damit spricht sich der Trierer Bischof gegen entsprechende Vorschläge aus, die eine von der Bundesregierung beauftragte Kommission im April in Berlin vorgestellt hatte.
Die von der Bundesregierung eingesetzte Kommission empfiehlt in ihrem kürzlich vorgestellten Abschlussdokument, Abtreibungen in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen freizugeben. Derzeit ist eine Abtreibung in Deutschland grundsätzlich rechtswidrig. Sie bleibt jedoch straffrei, wenn sie in den ersten zwölf Wochen vorgenommen wird und die schwangere Frau sich zuvor beraten lässt. Ausdrücklich nicht rechtswidrig ist ein Schwangerschaftsabbruch nach einer Vergewaltigung sowie bei Gefahren für das Leben, die körperliche oder seelische Gesundheit der Schwangeren.
Ackermann: Katholische Kirche steht klar gegen AfD
Weiter verteidigte Ackermann den Rauswurf des AfD-Spitzenpolitikers Christoph Schaufert, der sein Amt in einer Kirchengemeinde abgeben musste. Gegen diese Entscheidung des Bistums Trier hat der stellvertretende Fraktionschef der AfD im Landtag des Saarlandes schriftlich beim Bischof Widerspruch eingelegt. Er fordert sein Kirchenamt im saarländischen Neunkirchen zurück. Schaufert sei nicht bereit gewesen, sich von bestimmten Positionen seiner Partei zu distanzieren, erläuterte Ackermann die Entscheidung der Kirchenverwaltung gegen Schaufert. Doch Religion und Politik lassen sich nach Ansicht des Bischofs nicht einfach so trennen, da der christliche Glaube auch mit einer Sichtweise auf das Leben und mit Verhaltensweisen einhergehe.
Katholische Kirche und katholische Verbände stehen nach Darstellung von Bischof Ackermann klar gegen Ziele der AfD: "Unsere Positionen und unsere Haltung gegenüber Leben, Menschen und Würde ist mit den Positionen der AfD nicht vereinbar", sagte er. Das sei "massiv deutlich". Die Menschenwürde gelte für die Kirche immer und sei unteilbar – unteilbar "auch in den Rechten, die daraus entspringen", betonte der Bischof. Das gelte für alle Menschen und daher auch für Flüchtlinge in Deutschland. Diese Position unterscheide die Kirche von der Politik der AfD. Ackermann verwies zudem auf die Stellungnahme der deutschen Bischöfe gegen die AfD im Februar und auf die Teilnahme an Demonstrationen gegen Nationalismus und Fremdenhass. Im rheinland-pfälzischen Trier nahm der Bischof an der bisher größten Kundgebung in der Stadt teil, als er im Januar zusammen mit rund 10.000 Menschen vor der Porta Nigra für ein tolerantes Deutschland auf die Straße ging.
Zuletzt setzte sich Ackermann im April mit acht Bischöfen aus Luxemburg, Belgien, Frankreich und Deutschland für ein freiheitliches und friedliches Europa ein. Sie veröffentlichten einen gemeinsamen Hirtenbrief, in dem sie zu einem Bekenntnis zum "Projekt Europa" aufrufen. "Mögen wir uns, wenn wir unsere Stimmzettel in die Wahlurne werfen, bewusst sein, dass wir für ein Projekt der Hoffnung stimmen", heißt es darin. (tmg/KNA)