"Instanzen, Organe und Strukturen, die Synodalität effektiv fördern"

Weiler: Frauendiakonat wichtiger Schritt – aber mit anderen zusammen

Veröffentlicht am 29.04.2024 um 12:06 Uhr – Lesedauer: 

Wien ‐ In Amazonien gebe es zunehmend Frauen, die eine Berufung zum Diakonat wahrnähmen, berichtet die Theologin Birgit Weiler. Für mehr Beteiligung von Frauen an Leitung sei der Diakonat ein wichtiger Schritt. Daneben müsse es aber noch andere geben.

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Die in Lateinamerika tätige Theologin und Ordensfrau Birgit Weiler sieht in einem sakramentalen Diakonat ein wichtiges, aber nicht alleiniges Mittel zu mehr Beteiligung von Frauen an Leitung in der Kirche. "Sicher wäre das Frauendiakonat als sakramentaler Dienst ein wichtiger Schritt, allerdings neben bzw. zusammen mit mehreren anderen, die meines Erachtens ebenfalls sehr wichtig sind und bald mit Entschiedenheit getan werden sollten", schreibt Weiler in einem Beitrag für das Theologische Feuilleton "Feinschwarz" (Montag). Im Hinblick auf eine praktizierte Synodalität in der Kirche bedürfe es sowohl eines Mentalitätswandels als auch entsprechender Instanzen, Organe und Strukturen, die Synodalität effektiv fördern und stärken.

"Für die Zukunft der Kirche weltweit wird es von entscheidender Bedeutung sein, dass Frauen sich mit ihren Charismen und Fähigkeiten in die Gestaltung und Praxis der Leitung in der Kirche einbringen können", schreibt Weiler weiter. Vielerorts seien in den vergangenen Jahrzehnten neue Wege erkundet worden, wie Leitungsautorität in einem gemeinsamen geistlichen Unterscheidungsprozess und konsensorientiert ausgeübt werden könne. Das sei auch die Praxis in der Kirchenkonferenz von Amazonien (CEAMA), die im Anschluss an die Amazonien-Synode eingerichtet und von Papst Franziskus approbiert wurde.

"Anerkennen, was diese Frauen bereits leben"

In Amazonien, betont die Theologin, nehme eine wachsende Zahl von Frauen in sich eine Berufung zur Diakonin als einem sakramentalen Dienst wahr. In ganz Lateinamerika werde kirchliche Präsenz an den sozialen Brennpunkten und in entlegenen Gebieten mehrheitlich von Frauen, darunter vielen Ordensfrauen, konsequent gelebt. "Mit einer Weihe der im Glauben engagierten Frauen, die sich zum Diakonat als sakramental anerkanntem Dienst berufen fühlen, würde die Kirche öffentlich anerkennen, was diese Frauen bereits leben, nämlich dass sie Christus, der dienend unter uns präsent ist, repräsentieren und die Kirche daran erinnern, dass dies ein unerlässlicher Teil ihrer Sendung ist."

Auch in Lateinamerika fragten sich Frauen, die sich für eine Stärkung der Rolle der Frauen in der Kirche einsetzen, ob ein Diakonat der Frau wirklich dazu beitrage oder eher klerikale Strukturen und die einseitige Festlegung von Frauen auf eine dienende Rolle verstärke. "Im Austausch wird jedoch bald klar, dass die Frauen, die sich zum Diakonat berufen fühlen, durch ihre Ausübung dieses Amtes effektiv dazu beitragen möchten, dessen ursprünglichen, nicht klerikalen Sinn zurückzugewinnen und in der Kirche präsent zu setzen." Das Argument, wonach ein sakramentales Diakonat der Frau aufgrund des dreistufigen Weihe-Ordo nicht möglich sei, überzeuge nicht, da das Zweite Vatikanische Konzil das Diakonat wieder als ein eigenständiges Amt anerkannt hat.

Anlass für den Beitrag Weilers ist der "Tag der Diakonin", den katholische Frauenverbände in Deutschland seit 1998 am 29. April begehen. Dieser ist der Gedenktag der zur Kirchenlehrerin erhobenen heiligen Katharina von Siena (1347-1380). Weiler ist theologische Beraterin des Lateinamerikanischen Bischofsrats (CELAM) und war auch Beraterin beim ersten Teil der Weltsynode im Vatikan vergangenen Herbst. (mal)