Erzbistum Brüssel: Drei Missbrauchstäter auf Wahlliste für Priesterrat
Die Wahlliste für einen Priesterrat sorgt im Erzbistum Mecheln-Brüssel für Proteste und Rücktrittsforderungen an Erzbischof Luc Terlinden. Wie belgische Medien in den vergangenen Tagen berichteten, befinden sich auf der vergangene Woche veröffentlichten Aufstellung auch drei bekannte Missbrauchstäter. Das Gremium, das den Erzbischof beraten soll, ist einer von drei Priesterräten im Erzbistum und deckt sein flämisches Sprachgebiet ab.
Öffentlich gemacht wurde der Vorgang demnach vom in Belgien bekannten Priester Rik Devillé, der sich für Missbrauchsbetroffene in der Kirche einsetzt. Er sprach von einer "Schande" und forderte Erzbischof Terlinden auf, sein Amt zur Verfügung zu stellen. Über die drei Priester sagte Devillé: "Einer von ihnen wurde vor Gericht gestellt und für die beiden anderen wurden Vergleiche geschlossen." Die letzte Einigung sei erst wenige Wochen her.
Verzeihungsbitte an Opfer
Das Erzbistum sprach von einem administrativen Fehler und verwies darauf, dass die Listen für die Priesterräte automatisch mit allen Diözesanpriestern befüllt würden. Dies entschuldige den Vorfall jedoch nicht, sagte ein Sprecher. "Wir bitten alle Opfer und alle, die sich hierdurch verletzt fühlen, um Verzeihung." In einer Erklärung betonte Erzbischof Terlinden, dass er die Angelegenheit gründlich untersuchen lasse und Maßnahmen ergreifen werde, damit er nicht erneut zu einer derartigen Situation kommt. Aus Terlindens Aussagen geht jedoch hervor, dass das Erzbistum keine neue Wahlliste veröffentlichen werde: "Sollten Priester, die der Erzdiözese wegen Missbrauchs bekannt sind, bei den laufenden Wahlen für den Priesterrat von Flämisch-Brabant und Mecheln gewählt werden, können sie selbstverständlich nicht im Priesterrat sitzen."
Kritik an Erzbistum und Erzbischof kam auch von der Jugendorganisation "Jugendpastoral Flandern". In einem offenen Brief an Terlinden fordern sieben Vertreter stärkere Anstrengungen der Kirche bei der Aufarbeitung von Missbrauch und tiefgreifende Veränderungen in der Kirche. "Die Reaktion der Kirche erweckt den Eindruck, dass es sich um einen 'kleinen' administrativen Zwischenfall, einen ungeschickten Fehler handeln würde. Aber für uns fühlt es sich groß an, sehr groß." Eine Kirche, die bei Thema Missbrauch nach wie vor nicht auf der Hut sei, "ist nicht unsere Kirche".
Luc Terlinden ist seit Juni 2023 Erzbischof von Mecheln-Brüssel und damit Primas von Belgien. Die Kirche des Landes steht nach dem Bekanntwerden zahlreicher Missbrauchsfälle seit Jahren unter Druck. Seit der Ausstrahlung einer TV-Dokumentation im vergangenen Herbst ist die Diskussion über das Thema Missbrauch in der Kirche in Belgien neu entfacht. (mal)