Schismatische Klarissen: Erste Ordensfrau verlässt Kloster
Nach dem Bruch eines spanischen Klarissenkonvents in Belorado mit der katholischen Kirche hat die erste Ordensfrau das Kloster verlassen. "Hier wird niemand gegen seinen Willen festgehalten", bestätigte der Priester José Ceacero dem baskischen Fernsehsender "EITB" am Dienstag. Die verbliebenen 15 Klarissen seien "sehr zufrieden und glücklich", sagte Ceacero, der der Priestervereinigung des schismatischen Bischofs Pablo de Rojas Sánchez-Franco angehört, dem sich der Konvent angeschlossen hat. Sie hätten sehr viel Arbeit mit der Herstellung des traditionellen Gebäcks, da sie zahlreiche Bestellungen von Unterstützern erhalten hätten.
Ceacero fungiert als inoffizieller Sprecher des Klosters, da sich die Ordensschwestern selbst nicht gegenüber Journalisten zu ihrer Situation äußern. Allerdings haben die Klarissen vor drei Tagen einen Blog gestartet, auf dem sie Fotos der Gottesdienste mit Rojas veröffentlichen. Auf Instagram äußerte sich eine Ordensschwester in einem Video, dass sie den Freunden des Klosters die Gründe für ihre Abkehr von der katholischen Kirche erklären wolle, sie bat dafür aber um Geduld.
Weiter wies Ceacero Spekulationen zurück, nach denen der Bruch mit der Kirche in Zusammenhang mit Immobilienstreitigkeiten des Konvents mit dem Erzbistum Burgos steht. Die Schwestern hätten seiner Meinung nach entdeckt, "dass die Lehre und der Glaube, die das Zweite Vatikanische Konzil lehren, nicht die Lehrmeinung der katholischen Kirche" sei. Die Klarissen seien deshalb von sich aus auf Rojas zugekommen. Ceacero beschuldigte den Erzbischof von Burgos, Mario Iceta, den Erwerb eines weiteren Klosters durch die Klarissen mit fadenscheinigen Begründungen verhindert zu haben. Unterdessen haben die Ordensschwestern ihre Familienangehörigen in das Kloster eingeladen, damit sie den schismatischen Bischof und die weiteren Geistlichen der Priestervereinigung kennenlernen konnten, die sich derzeit im Konvent aufhalten.
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Das Erzbistum Burgos, auf dessen Gebiet das Kloster liegt, hat bislang noch keine kirchenrechtlichen Schritte unternommen, berichteten spanische Medien. Die Erzdiözese setze auf den Dialog mit den Klarissen, um den endgültigen Bruch mit der katholischen Kirche noch verhindern zu können. Dies habe bislang jedoch nicht funktioniert, da die Oberin des Konvents nicht ans Telefon gehe. Der Bürgermeister von Belorado, einer Kleinstadt in Zentralspanien, in der sich das Kloster befindet, zeigte sich über das Schisma der Klarissen überrascht. "Wir haben das überhaupt nicht erwartet", so Álvaro Eguíliuz. Die Ordensschwestern seien vor allem durch ihre Produktion von Trüffeln und Gebäck über die Region hinaus bekannt.
Am Montag hatten die Klarissen erklärt, sie würden die "Konzilskirche" verlassen, weil ihrer Ansicht nach alle Päpste nach Pius XII. (1939-1958) "häretische Usurpatoren" seien. Der Spanier Rojas, unter dessen Jurisdiktionsgewalt sie sich gestellt haben, ist ein bekannter Sedisvakantist. Nach Kontakten zur schismatischen palmarianischen-katholischen Kirche in Spanien gründete Rojas 2005 eine Priestervereinigung, die sich an den Statuten des Opus-Dei-Gründers José María Escrivá de Balaguer orientiert, die vor der offiziellen Anerkennung der Regeln durch Papst Johannes Paul II. 1982 galten. Der schismatische Bischof erkennt außerhalb seiner Gemeinschaft gespendete Sakramente nicht an. 2006 empfing er in Köln eine nicht gültige Bischofsweihe, einige Jahre später erfolgte eine weitere Ordination durch einen Bischof in der Linie des vietnamesischen Schismatikers Ngô Dình Thuc. 1976 hatte die römische Glaubenskongregation erklärt, dass sie die von Ngô gespendeten Weihen nicht anerkennt. Experten bezeichnen die von Rojas gegründete Vereinigung als christliche Sekte, die den verstorbenen spanischen Diktator Francisco Franco verherrlicht. (rom)