Aufbruch mit einem dankbaren Herzen
Die Wahl des Berliner Domkapitels habe ihm den Boden unter den Füßen weggezogen, schreibt Heiner Koch in einem Brief an die Gläubigen seiner Diözese. Zunächst habe er darüber nachgedacht, den Wunsch abzulehnen. Mit Blick auf den ausdrücklichen Willen des Papstes und seine eigenen Priester, denen er selbst Veränderungen und Versetzungen zugemutet habe, habe er dem Wechsel jedoch zugestimmt. Bei seinem Schritt nach Berlin helfe ihm "die tiefe Überzeugung, dass Gott uns auch in dieser Entscheidung führt und auch in Zukunft führen wird".
Zudem mache ihm die Zusage, dass "sehr bald" ein neuer Bischof in das Bistum Dresden-Meißen berufen werden soll, den Schritt leichter. "So werde ich demnächst aufbrechen mit einem dankbaren Herzen", schreibt Koch weiter. Er bedankt sich für viele Begegnungen mit Gläubigen und die Arbeit der Verantwortlichen in der Leitung des Bistums und in den Gemeinden vor Ort, sowie für "so manch froh machende Erfahrung im ökumenischen Miteinander".
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, gratulierte dem künftigen Berliner Erzbischof. Seine einfühlsame Art, gerade auf die Menschen in der Diaspora zuzugehen und den Osten Deutschlands verstehen zu lernen, zeichneten den ernannten Erzbischof aus. "Jetzt führt Dich der Weg von der Elbe an die Spree. Dabei werden Dir die wichtigen Erfahrungen aus dem Bistum Dresden-Meißen ebenso zugutekommen wie Deine Kenntnis der Bundeshauptstadt", schreibt Marx. "Auch wenn ich es für das Bistum Dresden-Meißen bedauere, dass Du nach nur so kurzer Zeit schon wieder weiterziehst, freue ich mich auf Dein künftiges Wirken in Berlin." Der Wahlspruch Kochs – "Freut euch allezeit, der Herr ist nahe" – sei auch prägend für die künftige Aufgabe in Berlin. "Du verkündest unseren Herrn Jesus Christus in Freude und Zuversicht. Das zeichnet Dich auch aus: Dein Humor und Deine Freude sind Wesensmerkmale, die Dir in Berlin sicherlich helfen werden", so der Kardinal.
Wann Bischof Heiner Koch in sein Amt eingeführt wird, ist noch unklar. Als frühestens Zeitpunkt gab der Berliner Diözesanadministrator Tobias Przytarski September an. Der Termin werde mit Koch, der Deutschen Bischofskonferenz und der Nuntiatur noch abgestimmt, sagte der Prälat. Er leitet das Erzbistum übergangsweise bis zum Amtsantritt des neuen Erzbischofs. Przytarski würdigte Koch zugleich als "sehr offen und herzlich", der gut auf andere Menschen zugehen könne. Auch als "Familienbischof" der Deutschen Bischofskonferenz habe er "viel Einblick und Verständnis" für die Situation anderer Menschen erhalten. Zudem könne er "mit Politik und Medien gut umgehen".
Woelki: Freue mich für Berliner Katholiken
Der ehemalige Erzbischof von Berlin, Kardinal Reiner Maria Woelki, beglückwünschte Heiner Koch ebenfalls zu seiner Ernennung. Er hatte bis zum vergangenen September drei Jahre an der Spitze der Hauptstadtdiözese gestanden. "Ich freue mich mit den Katholiken in Berlin. Sie erhalten in Heiner Koch einen Bischof, der die anstehenden pastoralen Herausforderungen tatkräftig und kreativ angehen wird", so Woelki. Glückwünsche kamen auch aus dem Erzbistum Hamburg, dessen Gebiet bis nach Ostdeutschland reicht. "Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit, vor allem für die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern", schreibt Stefan Heße in seinem Glückwunsch an den designierten Oberhirten.
Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle, der wie Koch aus dem Erzbistum Köln stammt, hob ebenfalls die offene und herzliche Art des künftigen Erzbischofs hervor. "Heiner Koch ist mit seiner offenen und herzlichen Art nah bei den Menschen. Das wird ihm auch im Erzbistum Berlin eine große Hilfe sein. Seine Ernennung ist für die katholische Kirche in der Hauptstadt eine gute Nachricht", sagte Trelle.
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Kritik an der Ernennung kommt aus den ostdeutschen Diözesen: Magdeburgs Bischof Gerhard Feige sprach von einer "fragwürdigen" Ernennung. "Neben Görlitz und Berlin ist Dresden-Meißen damit schon das dritte Bistum im Osten Deutschlands, das seinen Bischof nach nur kurzer Dienstzeit wieder verliert", kritisierte Feige am Montag in Magdeburg. "Angesichts der besonders schwierigen Situation der Katholiken in den neuen Bundesländern trägt dies eher noch zur weiteren Destabilisierung der kirchlichen Verhältnisse bei." Neben Woelki und Koch war auch Konrad Zdarsa nur drei Jahre Bischof des Bistums Görlitz, bevor er 2010 ins Bistum Augsburg berufen wurde.
Feige: Reformprozess wird ausgebremst
Feige kritisierte weiter: "Bedauerlicherweise entsteht der Eindruck, ostdeutsche Bistümer seien inzwischen so etwas wie ein 'Verschiebebahnhof' oder wie 'Praktikumsstellen' zur Qualifizierung für 'höhere Ämter'". Der von Koch im Bistum Dresden-Meißen begonnene "Erkundungs- und Reformprozess" werde nun "mindestens abgebremst oder sogar zurückgeworfen, und der Katholikentag 2016 in Leipzig steht in seiner Vorbereitungsphase erst einmal ohne bischöflichen Hausherrn da".
Auch der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt äußerte in einer Stellungnahme den Wunsch, dass Versetzungen von Bischöfen nach so kurzer Zeit "nicht die Regel in unserer Kirche werden". "Denn auch hier in der Diaspora im Osten Deutschlands braucht es in Zukunft tatkräftige Hirten für das Volk Gottes", so Ipolt. Da Berlin aber ebenfalls im Osten Deutschlands liege, könne der neue Erzbischof seine im Bistum Dresden-Meißen gewonnenen Erfahrungen gut einbringen. "Sie werden zum Segen für seinen neuen Dienst sein."
„Du verkündest unseren Herrn Jesus Christus in Freude und Zuversicht. Das zeichnet Dich auch aus: Dein Humor und Deine Freude sind Wesensmerkmale, die Dir in Berlin sicherlich helfen werden“
Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr wünscht den Menschen im Bistum Dresden-Meißen eine kurze Zeit der Vakanz – und dass dem neuen Bischof möglich ist, länger als nur wenige Jahre dort zu dienen. Seine in der ostdeutschen Diaspora gewonnenen Erfahrungen werden dem neuen Erzbischof aber helfen, "sich schnell in seine neue Diözese hineinzufinden und dort segensreich zu wirken", so Neymeyr.
Berliner Diözesanrat: Gute Wahl
Freude herrscht beim Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Berlin. "Das ist eine gute Wahl", sagte der Vorsitzende Wolfgang Klose. Der designierte Erzbischof habe unlängst bei der Einweihung der neuen Leipziger Propsteikirche unter dem Motto "Wir sind keine Kirche der Fertigen", seine Hand "zum Dialog mit allen Menschen ausgestreckt und erklärt, die Christen seien gerade für den Austausch mit den Ungetauften, für deren Lebenserfahrungen und Fragen dankbar". Mit dieser Einstellung sei Koch "genau der Richtige für die plurale und säkulare Stadt Berlin", so Klose. "Zugleich ist mir bewusst, in welch schwierige Situation jetzt das Bistum Dresden-Meißen kommt." Er hoffe, dass schnell ein Nachfolger gefunden und der Katholikentag 2016 in Leipzig von einem neuen Bischof eröffnet werde.
Darauf hofft auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, das Veranstalter des Christentreffens ist. Das Gremium äußerte seine Freude darüber, "dass ein geistlich so starker und weltoffener Mann der neue Hauptstadtbischof werden wird". Zugleich bat ZdK-Präsident Alois Glück den künftigen Erzbischof, sich trotz der neuen Aufgaben in Berlin weiter für den Katholikentag 2016 in Leipzig zu engagieren, zu dem Koch als Dresdner Bischof mit eingeladen hat. (mit Material von KNA)