"Kein Streit ist auch keine Alternative"

Bätzing: Polarisierung, aber keine Spaltung unter deutschen Bischöfen

Veröffentlicht am 27.05.2024 um 10:36 Uhr – Lesedauer: 

Freiburg ‐ Die deutschen Bischöfe sind sich bei vielen Themen uneinig. Die Gefahr einer Spaltung sieht der Konferenzvorsitzende jedoch nicht. Strittige Fragen müssten behandelt werden – wichtig sei nur, dass man die Gründe für die eigene Position darlege.

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Limburgs Bischof Georg Bätzing, sieht eine Polarisierung, aber keine Spaltung unter den deutschen Bischöfen. Unterschiedliche Positionen bei bestimmten Themen bedeuteten keine Gefahr der Spaltung innerhalb der Bischofskonferenz oder gar der Abspaltung von der Weltkirche, sagt Bätzing in dem an diesem Montag im Verlag Herder veröffentlichen Gesprächsband "Rom ist kein Gegner". "Jeder weiß doch genau, was die Einheit für einen katholischen Bischof bedeutet, welch großen Wert sie für uns hat." Strittige Fragen müssten jedoch behandelt werden. "Nichts bewegen ist keine Alternative, und kein Streit ist auch keine Alternative."

Unterschiedliche Positionen, die begründet seien und argumentativ eigebracht würden, verdienten hohen Respekt, so Bätzing weiter. "Ich werde mich gerne, wenn es sein muss, mit den Mitbrüdern, die anderer Meinung sind, streiten, aber ich werde sie nie dafür angehen, dass sie anderer Meinung sind, weil das ihre theologisch und im Gewissen geprüfte persönliche Entscheidung ist." Schwerer tue er sich hingegen mit Amtsbrüdern, die ihre Ablehnung bestimmter Positionen nicht kundtäten.

"Antworten auf Anfragen, die wir gar nicht kennen"

Bätzing kritisiert in diesem Zusammenhang eine Vielzahl an Briefen an den Papst oder an andere Stellen im Vatikan, die teilweise den anderen deutschen Bischöfen nicht kommunizierten würden: "Es kommen dann Antworten auf Anfragen, die wir gar nicht kennen, die aber für alle gelten sollen. Das führt zu inflationären Zuständen, die die Autorität des Heiligen Vaters nicht gerade stärken."

Bätzing, der seit 2020 DBK-Vorsitzender ist, sieht sich vor allem in der Rolle des Moderators. Er bemühe sich bei den Sitzungen, nicht selbst eine Positionierung zu betreiben. Das sei in der Bischofskonferenz ganz wichtig, "gerade weil wir bei einigen Punkten nicht immer einer Meinung sind". Zu mehr als 80 Prozent könnten sich die Bischöfe jedoch heftig streiten und danach trotzdem zur Tagesordnung zurückkehren "und zielorientiert miteinander diskutieren und entscheiden". (mal)