Oberhirten predigten zum Hochfest – Gössl warnt vor dem Bösen

Bischof Meier an Fronleichnam: Mit Prozessionen provozieren

Veröffentlicht am 30.05.2024 um 15:39 Uhr – Lesedauer: 

Augsburg/Bamberg ‐ Fronleichnamsprozessionen sollen nach Ansicht des Augsburger Bischofs Betram Meier die Gesellschaft zum Nachdenken anregen. Bambergs Erzbischof Herwig Gössl warnt dagegen vor dem Bösen, das immer wieder neu aus jedem Einzelnen zu wachsen drohe.

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Der Augsburger Bischof Bertram Meier sieht in Fronleichnamsprozessionen ein Mittel gegen Gleichgültigkeit und Unwissenheit. Diese Prozessionen seien eine echte Provokation, sagte Meier laut Manuskript am Donnerstag im Augsburger Dom: "Provocare heißt: hervorrufen, herausrufen. Wenn wir nachher auf die Straße gehen, wollen wir die Menschen provozieren, sie herauslocken aus ihrer Reserve, aus ihrer Gleichgültigkeit und Unwissenheit; ja, vielleicht erwächst daraus sogar eine neue Nachdenklichkeit darüber, was wir denn da tun als katholische Christinnen und Christen."

Der Bischof ergänzte: "Ich träume davon, dass unsere provokative Prozession sogar zu einer Einladung werden kann, mit uns zu gehen, was bedeutet: sich der Weggemeinschaft mit Jesus anzuschließen." Es gebe viele Wege, aber die Frage sei, wo sie endeten. "Der Weg, der ans Ziel führt, ins Glück, ins ewige Leben, ist Jesus selbst", so Meier.

Meier ruft zur Teilnahme an der Europawahl auf

Außerdem rief der Bischof zur Teilnahme an der Europawahl auf: "Die Irrwege, die unser Volk vor knapp hundert Jahren gegangen ist, dürfen sich nicht wiederholen. Wir wollen solche Wege nicht gehen. Sie schaden unserer Stadt, sie schaden unserem Land, sie schaden Europa", führte Meier aus: "Gehen Sie am 9. Juni wählen und erteilen Sie Gruppierungen eine Absage, die menschenverachtende, demokratiefeindliche und völkisch-nationalistische Ideen fördern wollen. Gerade aus unserer Geschichte können wir lernen, wie ein Volk, das einem Menschen Heil zurief und damit sich selbst und die Welt ins Unheil brüllte."

Bild: ©KNA/Katharina Gebauer

Bambergs Erzbischof Herwig Gössl warnte an Fronleichnam vor der Ausgrenzung von andersartigen Menschen.

Bambergs Erzbischof Herwig Gössl warnte vor der Ausgrenzung von andersartigen Menschen gewarnt. Gottes Treue schenke Sicherheit und Halt, sein Bund mache stark im Kampf gegen das Böse, sagt Gössl laut seiner Pressestelle im Bamberger Dom. "Aber dieses Böse, das sind nicht die anderen, die nicht zum Bündnis gehören, die anders aussehen, anders denken und reden", betonte Gössl. Gottes Bund habe stets alle Menschen im Blick, er grenze niemanden aus.

Das Böse wachse immer wieder aus dem eigenen Inneren heraus, ergänzte der Erzbischof. Das Böse seien beispielsweise üble Gedanken, Worte und Taten gegen andere Menschen und hasserfüllte Reden, die andere fertigmachten: "Das Böse sind Lügen, die ganz bewusst verbreitet werden, um Gemeinschaft zu zerstören, oder ausländerfeindliche Parolen, die gebrüllt werden." All das führe zur Stigmatisierung von Menschen, zu Ausgrenzung und Feindschaft. Solche Bösartigkeiten vernichteten sich am Ende immer selbst, aber meist um den Preis von Gewalt, Zerstörung und Krieg.

"Wir verbünden uns mit Gott gegen das Böse"

Gössl fügte hinzu: "Der Bund Gottes mit uns Menschen will uns helfen, diese Abgründe des Bösen im eigenen Herzen zu bekämpfen und zu überwinden, die Sünde zu meiden und alles zu stärken, was Gemeinschaft aufbaut und stärkt." Und weiter: "Wir verbünden uns als Christen nicht gegeneinander oder gegen die anderen, sondern wir verbünden uns mit Gott gegen das Böse, gegen allen Hass und alle Niedertracht im eigenen Herzen."

Am zweiten Donnerstag nach Pfingsten begeht die katholische Kirche das Fest Fronleichnam. An diesem Tag demonstrieren Katholiken öffentlich ihren Glauben. Dabei drücken sie die Überzeugung aus, dass Gott in Brot und Wein unter ihnen ist. Als sichtbares Zeichen wird eine geweihte Hostie in einem verzierten Schaugefäß, einer Monstranz, feierlich durch die Straßen getragen. Der Name Fronleichnam bedeutet so viel wie "Hochfest des Leibes und Blutes Christi". Er leitet sich ab aus dem Mittelhochdeutschen. Dabei steht "vron" für Herr und "licham" für Leib. (stz/KNA)