22-Jähriger war aus Priesterseminar ausgeschlossen worden

Homosexueller schreibt nach Papst-Äußerung Brief – und bekommt Antwort

Veröffentlicht am 03.06.2024 um 11:51 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Welche Haltung der Papst zu gesellschaftlicher Vielfalt hat, war nach herablassenden Äußerungen der letzten Zeit wieder Thema in der Öffentlichkeit. Nun hat ein junger Homosexueller einen Antwortbrief von Franziskus veröffentlicht.

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Ein homosexueller Mann, der deswegen aus einem Priesterseminar ausgeschlossen wurde und sich an Papst Franziskus gewandt hatte, hat eine Antwort des Pontifex erhalten: "Die Kirche muss für alle offen sein. Geh mit deiner Berufung voran", habe dieser geschrieben, berichtet die Zeitung "Il Messaggero" am Sonntag. Der 22-jährige Lorenzo Michele Noè Caruso hatte Ende Mai an den Vatikan geschrieben.

"Ich wurde aus dem Priesterseminar ausgeschlossen, weil ich gesagt hatte, dass ich schwul bin", sagte er der Zeitung. Nach den kürzlichen Äußerungen von Franziskus schrieb er an ihn. Die Worte des Papstes, der in seinem Antwortschreiben unter anderem bekannte: "Jesus beruft alle, alle", halte er für "wunderbar". Das mache ihm Mut. Er sehe auch in seinem direkten kirchlichen Umfeld, dass sich die Einstellung gegenüber gesellschaftlicher Vielfalt verändere. So habe der Florentiner Bischof Giuseppe Betori beschlossen, eine LGBT-Pastoralkommission in der Familienpastoral einzurichten. An der Universität Florenz studiert Caruso momentan Geschichte. Er setzt Hoffnungen in die Weltsynode. Er vertraue darauf, "dass sie ein Wendepunkt sein möge" und ein Zeichen für mehr Entgegenkommen gegenüber LGBTIQ+-Menschen.

Zuletzt hatte der Papst mit homofeindlichen Aussagen für Aufsehen gesorgt. In einem Gespräch mit rund 200 italienischen Bischöfen hatte er sich gegen die Aufnahme "aktiver" Homosexueller in Priesterseminare ausgesprochen. Denn dort gebe es schon "zu viel Schwuchtelei". Der Vatikan erklärte dazu, das Kirchenoberhaupt habe "niemals die Absicht gehabt, jemanden zu beleidigen oder sich in homophoben Begriffen auszudrücken". Er bitte jene um Verzeihung, "die sich von der Verwendung eines Begriffs verletzt fühlen, der von anderen wiedergegeben wurde". (cph)