Standpunkt

Klimaschutzbemühungen der Kirche reichen bei Weitem nicht aus

Veröffentlicht am 06.06.2024 um 00:01 Uhr – Von Katharina Goldinger – Lesedauer: 

Bonn ‐ Als Christen ist uns die Bewahrung der Schöpfung aufgetragen, schreibt Katharina Goldinger. Was auf der Verwaltungsebene der Bistümer daraus gemacht werde, reiche aber bei Weitem nicht aus. Sie fordert: Es braucht eine Gesamtbewegung der Kirche.

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Starkregen und Hochwasser zerstören in wenigen Stunden, was Lebenswerk der Besitzerinnen und Besitzer ist. Ihnen bleibt nichts weiter, als Leib und Leben in Sicherheit zu bringen.

Intensität und Häufung zerstörerischer Wetterphänomene sind erklärbar: Sie sind im menschengemachten Klimawandel begründet. Längst ist das nicht mehr nur These, sondern sehr gut belegter wissenschaftlicher Konsens. Man müsste meinen: Wenn verstanden ist, woher das Unglück kommt, tun Menschen alles, um weitere Unglücke dieser Art zu verhindern. Dennoch sind aktuell nur schleppend Veränderungen im persönlichen Lebenswandel, in der Ausrichtung des strategischen Handelns von Organisationen oder in der Priorisierung der politischen Agenda festzustellen. Das ist einerseits verständlich, denn die Situation ist komplex und es ist eben nicht so naheliegend, dass der SUV vor der Haustür oder das Steak auf dem Grill ein möglicher Beitrag zur nächsten Naturkatastrophe ist. Andererseits ist es fatal, weil wertvolle Zeit und Ressourcen verschwendet werden.

Als Christinnen und Christen ist uns die Bewahrung von Gottes Schöpfung aufgetragen. Was wir auf der Verwaltungsebene von Bistümern konkret daraus machen, reicht aber bei Weitem nicht aus. Gut gemeinte (und oft auch gut gemachte!) Paper zu nachhaltiger Beschaffung, Klimaschutzmanagement oder ökologischem Bauen werden zwar als Beiträge zum Erhalt der Schöpfung gefeiert, versinken aber – gerade angesichts des steigenden Spardrucks in den Diözesen – wieder in der Schublade. Manche Initiative gelingt im Kleinen. Es gelingt aber nicht, eine "Gesamtbewegung" von Kirche hin zu einer führenden Lobby für Klimaschutz und Nachhaltigkeit aus unserer christlichen Überzeugung heraus zu gestalten.  

Dabei könnten wir anders: Die Folgen des Klimawandels sind jetzt schon weltweit zu spüren. Als global vernetzte Religionsgemeinschaft könnten wir deutlich profilierter im Tun Antworten auf die Herausforderungen unsere Zeit geben und zugleich überzeugend unsere christliche Handlungsmotivation in die Debatte einbringen. Es geht nicht um Papiere. Es geht ums konkrete Handeln.

Wir haben Profis in unseren Reihen, die seit Jahrzehnten für nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz einstehen. Zu nennen sind an dieser Stelle exemplarisch Misereor und die Verbände im Bund der deutschen katholischen Jugend. Sie um Rat zu fragen und ihre Ratschläge dann auch anzunehmen und umzusetzen wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung.     

Von Katharina Goldinger

Die Autorin

Katharina Goldinger ist Theologin und Pastoralreferentin im Bistum Speyer und Religionslehrerin an einem Speyerer Gymnasium. Sie ist sehr gerne in digitalen (Kirchen-)Räumen unterwegs und ehrenamtlich im Team der Netzgemeinde da_zwischen aktiv.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.