Ernannter Osnabrücker Bischof: Kirche nicht nur Liturgie des Hochamts
Der ernannte Osnabrücker Bischof, Weihbischof Dominicus Meier, hat vor einem einseitigen Blick auf das kirchliche Wirken gewarnt. "Kirche reduziert sich nicht nur auf die Liturgie des Hochamts", sagte Meier in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit dem Portal "Aussicht Online". Die Kirche bleibe trotz einer Reduzierung der kirchlichen Infrastruktur vielfältig in der Gesellschaft präsent, so der neue Osnabrücker Oberhirte. Er denke dabei an die kirchlichen Schulen, karitativen Einrichtungen und unterschiedlichen Formen kirchlichen Engagements. Mit Blick auf die Liturgie sagte Meier: "Es stimmt, dass die Eucharistie Quelle und Höhepunkt, die Mitte von allem ist." Für die Feier der Heiligen Messe benötige man Priester, aber alle weiteren Formen der Wort-Gottes-Verkündigung könnten von anderen engagierten Menschen übernommen werden. "Unsere Angst, dass alles noch schlimmer wird, hemmt uns oft, Neues zu versuchen." Das habe der vorige Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode jedoch getan, etwa mit der Taufbeauftragung von Frauen und Männern ohne Priesterweihe.
Innerhalb der Kirche und darüber hinaus sei es sehr wichtig, miteinander zu sprechen, so Meier weiter. Dann könnten Barrieren abgebaut werden, etwa mit Blick auf den Vatikan und den deutschen Reformprozess Synodaler Weg. "Wenn man über die Inhalte spricht, bewegt sich auch ein bisschen was, wie man gemerkt hat. Etwa bei der Segnung von Homosexuellen." Gleiches gelte in der Ökumene, aber auch innerkirchlich. "Wir werden mehr über gewohnte Tellerränder schauen", glaubt Meier. Ein engagiertes Christentum bleibe nicht beim eigenen Kirchturm stehen.
"Ich bin ja nicht mehr der Jüngste"
Er kenne aufgrund seiner Zugehörigkeit zum Benediktinerorden die Tradition der gemeinsamen Entscheidungsfindung in der Kirche, sagte Meier. So berate im Kloster die Gemeinschaft über wichtige Themen und stimme ab. "Wenn nicht zwei Drittel der Gemeinschaft zustimmen, ist das Thema erledigt." Er habe als Abt genau verfolgen müssen, in welche Richtung die Diskussion gelaufen sei. Diese Gesprächskultur möchte er im Bistum Osnabrück weiterführen, so der ernannte Bischof. "Irgendwann muss natürlich entschieden werden." Eine der ersten Stationen beim Kennenlernen seiner neuen Diözese nach der Amtseinführung am 8. September würden wahrscheinlich die ostfriesischen Inseln sein, die zum Bistumsgebiet gehörten. "Oft beginnt vieles am Bischofssitz. Ich möchte dagegen weit entfernt anfangen."
Sein fortgeschrittenes Alter habe ihn Erwägung ziehen lassen, die Wahl zum Osnabrücker Bischof eventuell nicht anzunehmen, bekannte Meier im Interview. "Ich bin ja nicht mehr der Jüngste." Er habe sich gefragt, ob er sich "noch einmal für zehn Jahre auf etwas ganz Neues einlassen" könne, so der 64-Jährige. Außerdem habe bei seinen Überlegungen eine Rolle gespielt, dass er bewusst Mönch und nicht Diözesanpriester geworden sei. "Erst seit ich 2015 Weihbischof wurde, habe ich mehr mit der Arbeit für eine Diözese zu tun." Aus seiner Sicht seien Kloster und Bistum unterschiedliche Welten. "Deshalb brauche ich Orte wie meine Terrasse, wo ich abends sitze und mal einfach nichts mache." Als er das große Bischofshaus in Osnabrück gesehen habe, sei er zunächst erschrocken gewesen. Wie er dort künftig leben werde, wisse er noch nicht, so Meier. Derzeit bewohne er als Paderborner Weihbischof lediglich eine kleine Wohnung mit wenigen Möbeln.
Privat sei ihm wichtig, einige gute Freunde zu haben. "Das ist etwa ein Ehepaar, das ich aus der Studienzeit in Salzburg kenne", sagt der Weihbischof. Zudem habe er einen guten Freund auf einer nordfriesischen Insel, der "außerhalb kirchlicher Bezüge" lebe. "Wenn ich dort Urlaub mache, frühstücken wir gemeinsam. Dann macht jeder am Tag was Eigenes. Das Schönste ist dann, abends gemeinsam zu kochen." Meier wurde Ende Mai zum neuen Bischof von Osnabrück ernannt. Von 2001 bis 2013 war Benediktiner und Kirchenrechtsprofessor Abt der Abtei Königsmünster in Meschede. 2015 wurde er zum Weihbischof im Erzbistum Paderborn ernannt. Seit 2021 ist Meier Mitglied der Apostolischen Signatur, dem obersten Kirchengericht. (rom)