Augustinus: Der große Konvertit
Papst Benedikt XVI. nannte ihn "einen der größten Konvertiten der Kirchengeschichte" und erwies ihm in seiner Sozialenzyklika "Caritas in veritate" seine Reverenz: Aurelius Augustinus ist einer der berühmtesten Kirchenlehrer, der die abendländische Geistesgeschichte maßgeblich prägte. Als einer der Kirchenväter entwickelte er die Kirchenlehre und die Traditionen des Christentums entscheidend weiter.
Am 13. November 354 n. Chr. im nordafrikanischen Thagaste geboren, wollte der junge und begabte Augustinus ein Rhetorik-Studium absolvieren. Der ehrgeizige Student entdeckte bald die von Platon beeinflusste philosophische Schrift Ciceros, den "Hortensius". Als Kind christlich erzogen, reichte nun die bisherige Bibellektüre nicht mehr. Er entfernte sich vom christlichen Glauben. Auf der Suche nach einer tieferen Wahrheit schloss er sich den Manichäern an, einer in Afrika weitverbreiteten Erlöserreligion mit christlichen Anklängen.
Vierzig Lebensjahre als ein langes Gebet
Nach seinem Studium kletterte er die Karriereleiter hinauf: Er etablierte sich zunächst als Rhetoriklehrer, wechselte von Karthago nach Rom, bis er schließlich ein verlockendes Stellenangebot aus Mailand erhielt. Seine Beziehungen halfen ihm, die Anstellung als städtischer Rhetoriklehrer in der Kaiserresidenz zu bekommen – den höchsten Posten, den man zu dieser Zeit im Bildungsbereich erringen konnte.
Gedenktag: 28. August
Patron der Theologen, Buchdrucker und Bierbrauer; für gute AugenIn Mailand lernte Augustinus Bischof Ambrosius kennen. Fasziniert von dessen sprachlichen Fähigkeiten und Bibelauslegung, verkehrte Augustinus fortan in christlichen Kreisen. Die Bibel entdeckte er für sich neu, besonders der Apostel Paulus hatte es ihm angetan, sodass es zu seiner Bekehrung zum Christentum kam.
Zehn Jahre später hat er diesen Wandel in den "Confessiones" ("Bekenntnisse") aufgeschrieben. Das Werk liest sich wie ein einziges langes Gebet und gibt detailliert seine ersten vierzig Lebensjahre wieder. Eine besondere Rolle im Leben des bedeutenden Theologen spielt das folgende Schlüsselerlebnis: Im Garten sitzend hört er eine Kinderstimme, die ihn auffordert, die Bibel zu lesen. Daraufhin schlägt er die Paulus-Schriften auf, und was Augustinus dort liest, fasziniert ihn so sehr, dass er sich mit gleichgesinnten Freunden auf ein Landgut nördlich von Mailand zurückzieht. Allen weltlichen Dingen kehrte er den Rücken zu, übte einen klösterlichen Lebensstil in Enthaltsamkeit und konzentrierte sich gänzlich auf seine Studien.
Erfüllung im Jenseits
Ostern 387 ließ er sich von Bischof Ambrosius taufen. Augustinus zog zurück in seine Heimatstadt Thagaste, wo er in klösterlicher Gemeinschaft ein christlich-philosophisches Leben führte. 391 wurde er während eines Kirchganges in Hippo Regius auf die Bitte der Stadtbevölkerung hin zum Priester geweiht und wenig später zum Bischof. Den Rest seines Lebens verbrachte er in dem Küstenstädtchen, dem heutigen Annaba in Algerien. Dort arbeitete er als Seelsorger und half den in Not geratenen Bewohnern und Kranken.
Augustinus' Schaffenskraft war enorm: Wie es für einen Kirchenvater typisch ist, interpretierte er mit dem Wissen aus verschiedenen philosophischen Strömungen die Schriften der Bibel und entwickelte eine Theologie, die weit über das bis dato herrschende Verständnis hinausging.
Bahnbrechend war seine christliche Geschichtstheologie, die er in der Schrift "De civitate Dei" ("Vom Gottesstaat") festhielt. Die Eroberung und Plünderung Roms durch die Westgoten veranlasste ihn dazu. In der Schrift beschreibt Augustinus seine Grundgedanken über Glauben und Historie. Seiner Auffassung nach liegt die Erfüllung des Menschen und der Geschichte im Jenseits. Das Leben im Diesseits sei eine Pilgerschaft, die im ewigen Frieden Vollendung finde.
Zum Ende seiner "Pilgerschaft" verfasste Augustinus die "Retractiones", ein kritisches Verzeichnis seiner Werke, das er aber nicht vollenden konnte. Während der Belagerung Hippos durch die Vandalen starb er am 28. August 430 im Alter von 76 Jahren.