Mögliche Vertuschung durch Provinzial steht im Raum

Fall Roma: Jesuiten geben Fehler bei Umgang mit Missbrauch zu

Veröffentlicht am 20.06.2024 um 11:29 Uhr – Lesedauer: 

Madrid ‐ Der Fall des Jesuiten Luis María Roma, der seine Missbrauchstaten in einem Tagebuch festhielt, hat weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Nun hat die bolivianische Ordensprovinz Fehler im Umgang mit den Vergehen und den Betroffenen zugegeben.

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Die Jesuiten in Bolivien haben Fehler im Umgang mit den Missbrauchstaten des spanischen Paters Luis María Roma zugegeben. Der Orden räumte ein, die internen Richtlinien zur Anzeige von Missbrauch und zum Umgang mit den Opfern im Fall des 2019 verstorbenen Jesuiten nicht eingehalten zu haben, berichtete die spanische Nachrichtenagentur EFE am Mittwoch. Das Vorgehen im Fall Roma sei nachlässig, gleichgültig und wahrscheinlich nicht entsprechend den gültigen Normen gewesen, sagte Jesuitensprecher Sergio Montes. Die Richtlinien der bolivianischen Jesuiten "Ambientes Sanos y Seguros" ("Ein gesundes und sicheres Umfeld") aus dem Jahr 2019 sehen vor, dass der Orden die Staatsanwaltschaft über alle Fälle möglichen sexuellen Missbrauchs in Kenntnis setzen muss. Das ist laut Montes im Fall Roma nicht geschehen.

Roma wirkte mehrere Jahrzehnte bis zu seinem Tod 2019 als Missionar in Bolivien und soll in dieser Zeit hunderte indigene Mädchen missbraucht haben. Die Taten hielt er detailliert in seinem Tagebuch fest, worüber die spanische Zeitung "El País" am Sonntag berichtete. Kurz vor Romas Tod hatte der Orden aufgrund einer anonymen Anzeige, die mit mehr als 30 Fotos von entkleideten Kindern die Taten des Jesuiten belegte, eine interne Untersuchung eröffnet. Diese wurde wenig später aber eingestellt, weil der Beschuldigte mittlerweile verstorben war. 2022 gaben die Jesuiten jedoch an, dass die Anschuldigungen gegen Roma wahrscheinlich zutreffend gewesen seien.

2023 erstattete der Leiter der bolivianischen Jesuitenprovinz Anzeige bei der Staatsanwaltschaft, weil ein Zeitungsbericht über die Missbrauchstaten eines anderen Ordensmitglieds, Alfonso Pedrajas, aufgrund zahlreicher Parallelen dem Fall Roma neue Relevanz verliehen hatte. Kurz danach stellten die Behörden die Ermittlungen ein. Nach dem nun veröffentlichten Bericht über Roma und sein Tagebuch kündigte die zuständige Staatsanwaltschaft jedoch an, die Ermittlungen wieder aufnehmen zu wollen. Dabei steht auch die Untersuchung möglicher Vertuschungsversuche durch die Jesuiten im Raum, berichtete EFE unter Bezug auf eine anonyme Quelle aus der Staatsanwaltschaft. Demnach soll der bolivianische Provinzial bei seiner Anzeige gegen Roma im vergangenen Jahr der Polizei mögliche Beweise nur unvollständig übergeben haben. (rom)