Vatikan vermittelte bei Gefangenenaustausch

Zwei ukrainische Priester nach 19 Monaten von Russland freigelassen

Veröffentlicht am 29.06.2024 um 11:04 Uhr – Lesedauer: 

Kiew ‐ Die griechisch-katholischen Ordensmänner Iwan Lewyzkyj und Bohdan Heleta wurden 2022 in der Ostukraine von russischen Truppen festgenommen. Jetzt befinden sich die ausgemergelten Priester wieder in Freiheit.

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Nach mehr als 19 Monaten in russischer Gefangenschaft sind zwei ukrainische Geistliche laut der griechisch-katholischen Kirche wieder in Freiheit. Die Kirchenleitung in Kiew veröffentlichte am Freitagabend auf ihrer Website Fotos der beiden stark ausgemergelten Redemptoristen Iwan Lewyzkyj und Bohdan Heleta mit kahlgeschorenen Köpfen. Beide kamen laut dem ukrainischen Dienst des Portals "Vatican News" um 2.00 Uhr in der Nacht zu Samstag in Kiew an und wurden vom Papstbotschafter in der Ukraine, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, empfangen. Kulbokas dankte Gott für "dieses sehr freudige Ereignis". Er hoffe, dass die Priester in den nächsten Tagen nach ärztlichen Untersuchungen wieder in ein mehr oder weniger normales Leben zurückkehren könnten.

Papst Franziskus zeigte erfreut über die Freilassung. Er danke Gott für ihre Befreiung, sagte er auf dem Petersplatz. "Mögen alle Gefangenen dieses Krieges bald nach Hause zurückkehren." Anschließend bat das katholische Kirchenoberhaupt um ein Gebet für alle Betroffenen. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj äußerte sich zur Freilassung. "Trotz aller Schwierigkeiten ist es uns gelungen, zehn weitere unserer Landsleute aus russischer Gefangenschaft zu befreien", schrieb das Staatsoberhaupt auf der Online-Plattform X. Russische Truppen hatten ihm zufolge Heleta und Lewyzkyj im ostukrainischen Berdjansk gefangen genommen, weil sie sich den Besatzern widersetzt hätten. Die acht weiteren Freigelassenen seien ebenfalls Zivilisten, darunter der stellvertretende Vorsitzende der politischen Vertretung der Krimtataren, Nariman Dscheljal. "Sie alle sind jetzt frei und zu Hause in der Ukraine", so Selenskyj.

Der Präsident und die griechisch-katholische Kirche würdigten den Beitrag des Vatikans zur Freilassung der Gefangenen. Kiews griechisch-katholischer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk bedankte sich besonders bei Papst Franziskus, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und allen beteiligten Vatikan-Diplomaten. Die für Kriegsgefangene zuständige ukrainische Behörde erklärte: "Die Freilassung der ukrainischen Zivilisten erfolgte durch Vermittlung des Heiligen Stuhls." Demnach handelte es sich um den 53. Gefangenenaustausch zwischen der Ukraine und dem Angreifer Russland. Bislang seien insgesamt 3.310 Ukrainer freigekommen.

Ordensmänner wurden des Terrorismus beschuldigt

Die griechisch-katholischen Ordensmänner Lewyzkyj und Heleta hatten nach der Einnahme der Hafenstadt Berdjansk am Asowschen Meer durch die russische Armee im März 2022 zunächst weiter für ihre dortige Kirchengemeinde gearbeitet. Russische Besatzungstruppen nahmen sie Mitte November 2022 fest und brachten sie an einen unbekannten Ort. In russischen Medien wurden beide Geistliche des Terrorismus und des illegalen Waffenbesitzes beschuldigt. Ihre Kirche erhielt nach eigenen Angaben Hinweise, dass beide gefoltert worden seien, um sie zu Geständnissen von Verbrechen zu zwingen, die sie nicht begangen hätten.

In den von Moskau völkerrechtswidrig annektierten ukrainischen Gebieten erlauben die Besatzungsbehörden nur die Tätigkeit der russisch-orthodoxen Kirche. Die griechisch-katholische Kirche musste ihre Arbeit dort weitgehend einstellen. Kiew hatte zuletzt den zu fünf Jahren Haft verurteilten Metropoliten Ionafan von Tultschyn in der Region Winnyzja an Russland übergeben. Er gehört der lange mit dem Moskauer Patriarchat verbundenen Ukrainischen Orthodoxen Kirche an. Ein Gericht hatte ihn im August 2023 für schuldig befunden, Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zu rechtfertigen. Der Moskauer Patriarch Kyrill I. empfing Ionafan vor einer Woche in seiner Residenz und verlieh ihm eine kirchliche Auszeichnung. (KNA)

29.6.2024, 13.10 Uhr: ergänzt um Äußerungen von Papst Franziskus.