Barbara Schock-Werner setzt sich für Manifest und Gründung einer Stiftung ein

Kölns ehemalige Dombaumeisterin: Kirchenabrisse dürfen nicht geschehen

Veröffentlicht am 09.07.2024 um 11:06 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ "Es werden vermehrt Kirchen abgerissen", klagt die ehemalige Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner. Damit verschwinde ein Kulturgut, das nicht verlorengehen dürfe. Sie gehört zu den Unterzeichnern eines Manifests, das eine Lösung fordert.

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Die ehemalige Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner hat sich für den Erhalt von Kirchengebäuden ausgesprochen. "Es werden vermehrt Kirchen abgerissen", kritisierte Schock-Werner in einem Interview mit dem Kölner "Domradio" (Dienstag). Diözesanverwaltungen und auch die evangelischen Kirchen stünden unter einem Investitionsdruck. "Wenn die Kirche weg ist, kann man das Grundstück verwerten und damit Geld verdienen", erklärte die ehemalige Dombaumeisterin. "Das geschieht leider und das darf nicht geschehen."

Schock-Werner gehört zu den Erstunterzeichnenden des Manifests "Kirchen sind Gemeingüter!". Darin heißt es, dass Staat und Gesellschaft sich ihrer Verantwortung für das kulturelle Erbe der Kirchengebäude nicht entziehen dürften. "Deshalb rufen wir dazu auf, der neuen Lage mit neuen Formen der Trägerschaft zu begegnen: mit einer Stiftung oder Stiftungslandschaft für Kirchenbauten und deren Ausstattungen." Eine solche Stiftung könne den weiteren Unterhalt der Kirchengebäude finanzieren und geeignete neue Nutzungskonzepte entwerfen. Eine Petition zum Manifest hat aktuell über 17.000 Unterschriften (Stand Dienstagvormittag).

Kirchen gehörten den Gemeinden

Für das Manifest habe es "erstaunlich viele geistliche Unterschriften" gegeben, sagte Schock-Werner im Interview. Viele Geistliche bedauerten demnach, dass "die Orte, die geistliche Zentren waren, leichtfertig aus der Landkarte verschwinden sollen". Kirchen seien Gemeingut und gehörten damit sozusagen den Gemeinden. "Deswegen sollen sie den Gemeinden in irgendeiner Weise erhalten werden." Damit seien nicht nur Kirchengemeinden, sondern die Gemeinschaft der Bevölkerung gemeint, so die ehemalige Dombaumeisterin. "Die Leute haben früher dazu beigetragen, dass Kirchen das wurden, was sie heute sind." Verschwänden die Kirchen, verschwinde auch ein Kulturgut. "Städtebaulich wie ideell darf das nicht verloren gehen."

Von 1999 bis 2012 war die Architektin, Kunsthistorikerin und Denkmalpflegerin Barbara Schock-Werner Dombaumeisterin des Kölner Doms. Nach dem Großbrand der Kathedrale Notre-Dame in Paris am 15. April 2019 wurde sie von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) zur Koordinatorin der aus Deutschland angebotenen Hilfen berufen. Wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" am Dienstag berichtete, hat Schock-Werner zudem ihre Bereitschaft erklärt, das Amt als Präsidentin des Zentral-Dombau-Vereins (ZDV) in Köln zu übernehmen. Unabhängig von ihrer Person sei es ihr wichtig, "dass der ZDV wieder eine aktive Leitung bekommt, weil das für den Erhalt des Doms von zentraler Bedeutung ist". Der ZDV finanziert den Angaben zufolge 60 Prozent der Baukosten für den Unterhalt der Kölner Kathedrale, die zu den am häufigsten besuchten Sehenswürdigkeiten Deutschlands zählt. (cbr)