Spielzeit steht auf der Kippe

Wenn Jesus plötzlich absagt: Passionsspiele suchen neuen Darsteller

Veröffentlicht am 15.07.2024 um 09:17 Uhr – Lesedauer: 

Fulda ‐ Drohen die Passionsspiele im osthessischen Großenlüder auszufallen? Die Verantwortlichen suchen jedenfalls mit Hochdruck nach einem neuen Jesus-Darsteller, nachdem die bisherige Besetzung abgesagt hatte. Und die Zeit drängt.

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Neuer Jesus dringend gesucht! Das gilt für die Passionsspiele im osthessischen Großenlüder bei Fulda. Wie die "Fuldaer Zeitung" (Sonntag) berichtete, steht die dritte Spielzeit im Frühjahr 2025 auf der Kippe, wenn nicht bald ein Nachfolger für den plötzlich abgesprungenen Hauptdarsteller gefunden wird.

Bis zur vergangenen Woche seien lediglich ein paar Nebenrollen noch zu besetzen gewesen wie Jünger, römische Soldaten, Hohepriester und weinende Frauen. Doch dann schlugen der Vorsitzende des Passionsspielvereins, Manfred Müller, und Regisseur Günther Hahn Alarm: "Uns hat unser Jesus-Darsteller abgesagt", hieß es zuerst in einer internen WhatsApp-Gruppe. Aus nachvollziehbaren "persönlichen und familiären Gründen". Und es gebe auch keine Zweitbesetzung. Nach einer Krisensitzung hieß es dann, bis zum 15. August müsse es einen neuen Jesus geben, sonst könnten die ab September geplanten Proben nicht beginnen.

"Ein bisschen Schauspieltalent steckt doch in jedem"

Müller hatte die Idee zu den Passionsspielen 2015. Es gehe ihm darum, Dankbarkeit auszudrücken "für ein Leben in Frieden, ohne Hunger und Not", sagte der heute 74-Jährige damals der Zeitung. Nach dem Erfolg der ersten beiden Spielzeiten 2015 und 2018 musste die für 2022 geplante dritte wegen Corona verschoben werden auf März und April 2025.

Der neue Jesus müsse – anders als etwa in Oberammergau – nicht aus dem Ort kommen, so Müller: "Es kann auch jemand aus der Region sein." Im Rahmen seiner Möglichkeit wolle der Verein für Auslagen aufkommen und sogar eine kleine Aufwandsentschädigung zahlen. Echte Profis aber könne man sich nicht leisten.

Schließlich stünden sämtliche Darsteller aus Großenlüder ehrenamtlich auf der Bühne, fügte der Vereinsvorsitzende hinzu. Etwa 30 Schauspieler habe er zusammen, aber weitere 20 bis 30 würden noch gebraucht, um das Spiel im passenden Rahmen garantieren zu können. Seit 2018 seien einige ältere Mitspieler gestorben und jüngere zum Studium weggezogen oder beruflich zu stark eingebunden: "Ein bisschen Schauspieltalent steckt doch in jedem. Man muss es nur finden, und dann kommt auch der Spaß." (KNA)