Übergriffige Exorzismen vorgeworfen

Bischof weist traditionalistische Redemptoristen aus

Veröffentlicht am 15.07.2024 um 14:07 Uhr – Lesedauer: 

Christchurch ‐ Nach Berichten über illegale Exorzismen durch eine traditionalistische Ordensgemeinschaft schickte der Vatikan einen Apostolischen Visitator. Nach den Ermittlungen zieht der Ortsbischof die Konsequenzen: Die Ordensleute müssen sein Bistum verlassen.

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Der Bischof von Christchurch in Neuseeland, Michael Gielen, hat nach einer Apostolischen Visitation eine traditionalistische Ordensgemeinschaft aus seiner Diözese ausgewiesen. Am Wochenende informierte Gielen in einem Hirtenbrief darüber, dass die "Söhne des Allerheiligsten Erlösers" ("Transalpine Redemptoristen") von ihm angewiesen wurden, die neuseeländische Diözese zu verlassen. Außerdem hat der Bischof den Priestern der Gemeinschaft alle Befugnisse entzogen, ihren priesterlichen Dienst in der Diözese auszuüben. Gielen bezieht sich in seinem Schreiben auf Empfehlungen, die ihm das vatikanische Ordensdikasterium nach der Visitation durch den australischen Bischof Robert McGuckin gemacht habe.

Hintergrund der Visitation sind Medienberichte, nach denen die Gemeinschaft unerlaubt Exorzismen vorgenommen habe, in deren Verlauf Menschen, darunter Minderjährige, traumatisiert wurden. Die Ordensleute widersprachen verschiedenen Medien gegenüber den Vorwürfen: Es habe keine Exorzismen ohne bischöfliche Erlaubnis und keine Exorzismen an Minderjährigen gegeben. Die Vorwürfe wurden erstmals im vergangenen Juli im neuseeländischen Fernsehen erhoben. Die Nachrichtensendung "Newshub" berichtete unter Verweis auf ehemalige Mitglieder der Gemeinschaft, Gottesdienstbesucher in der Gemeinde des Ordens und psychologische Hilfseinrichtungen von mindestens sieben Personen, an denen Exorzismen vorgenommen wurden. Gegenüber "Newshub" teilte das Bistum mit, dass der Vorgänger von Gielen, Bischof Paul Martin, lediglich in zwei Fällen einen Exorzismus genehmigt habe. Auf Anfrage der Kirchenzeitung "NZCatholic" sagte Gielen im August, dass er alle Genehmigungen für Exorzismen bis auf weiteres ausgesetzt habe. Im November beauftragte der Vatikan auf Bitten Gielens den emeritierten Bischof von Toowoomba (Australien), Robert McGuckin, mit einer Untersuchung.

Die "Transalpinen Redemptoristen" wurden 1988 gegründet und waren zunächst eng mit der schismatischen Piusbruderschaft verbunden. Nachdem Papst Benedikt XVI. 2007 die Feier der vorkonziliaren Liturgie als "außerordentliche Form des römischen Ritus" wesentlich erleichtert hatte, kehrte der Orden 2008 in die volle Gemeinschaft mit dem Papst zurück. 2012 wurde er als Ordensgemeinschaft diözesanen Rechts in der schottischen Diözese Aberdeen anerkannt, wo er sein Haupthaus hat. In Neuseeland ist die Gemeinschaft seit 2007 vertreten. (fxn)