Weniger Kirchensteuer unter anderem wegen steigender Austritte

Einnahmen eingebrochen: Erzbistum München will Prioritäten setzen

Veröffentlicht am 18.07.2024 um 12:07 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Jetzt hat es auch das Erzbistum München und Freising erwischt: Die Austritte sorgten unter anderem dafür, dass die Kirchensteuer übermäßig zurückging. Von einer in Teilen herausfordernden Finanzlage ist die Rede. Was heißt das für künftige Projekte?

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Lang schon erwartet, nun Realität: Die Erzdiözese München und Freising hat 2023 deutlich weniger Kirchensteuern eingenommen. Unter anderem wegen zunehmender Austritte sanken diese um 41 Millionen Euro auf 617 Millionen Euro, wie Finanzdirektor Markus Reif am Donnerstag in München bei der Haushalts-Pressekonferenz des Erzbistums bekanntgab. Prozentual betrug das Minus 6,2 Prozent und lag damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 5 Prozent.

Nach den Worten von Reif blieb man erstmals unter der für das Haushaltsjahr angesetzten Planung. Als Gründe nannte er die zuletzt hohen Austrittszahlen, aber auch die Steuerentlastungsgesetze und die Konjunkturentwicklung. Der 2022 noch aufgrund "mehrerer Sondereffekte" überraschend erzielte Überschuss von rund 129 Millionen Euro ging auf 19 Millionen Euro zurück. Die gesamten Erträge beliefen sich 2023 auf rund 856 Millionen Euro. Das waren 56 Millionen weniger als im Jahr zuvor. Hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Einnahmen in den kommenden Jahren zeigte sich Reif "eher pessimistisch".

"Was wir machen, wollen wir 'gscheid' machen"

Der Chef der Bistumsverwaltung, Generalvikar Christoph Klingan, sagte, angesichts der weniger werdenden Mittel werde man künftig nicht mehr alles machen können: "Aber was wir machen, das wollen wir wirkungsvoll machen, auf bairisch gesagt 'gscheid'." Dazu gehörten Projekte, die allen in der Gesellschaft zugute kämen. Als Beispiel führte er das jüngst eröffnete Trauerzentrum im Münchner Ostfriedhof sowie die Neugestaltung des Freisinger Dombergs mit dem bereits eröffneten Diözesanmuseum und dem noch entstehenden Gäste- und Tagungshaus.

Amtschefin Stephanie Herrmann deutete Einschnitte beim Gebäudebestand an. Es gehe darum, Mittel "vor allem in Menschen, weniger in Steine zu investieren". Erste Pilotprojekte dazu liefen bereits. Zudem setze die Erzdiözese in Zukunftsfelder wie Klimaschutz. So werde etwa die Schöpfungspädagogik in kirchlichen Kindergärten und Schulen immer wichtiger.

Bild: ©picture alliance/dpa/Sven Hoppe (Archivbild)

Es gehe darum, Mittel "vor allem in Menschen, weniger in Steine zu investieren", sagte die Münchner Amtschefin Stephanie Herrmann.

Das im Wesentlichen aus Finanz- und Sachanlagen bestehende Bistumsvermögen beträgt der Bilanz zufolge rund 3 Milliarden Euro. Größere Verluste waren demnach nicht zu verzeichnen. Ein Minus bei Geldanlagen wurde durch Wertzuwächse bei Immobilien ausgeglichen. Zuversichtlich zeigte sich der Finanzdirektor hinsichtlich der wieder höheren Zinsen für Geldanlagen, mit denen Lücken kompensiert werden könnten.

Von den Aufwendungen in Höhe von insgesamt 885 Millionen Euro entfielen die meisten Ausgaben mit 327 Millionen Euro auf das Personal. Auch ein Großteil der Haushaltszuschüsse an Kirchenstiftungen in Höhe von 139,6 Millionen Euro habe dazu gedient, Personalkosten zu decken.

Für das laufende Jahr rechnet die Erzdiözese erneut mit weniger Erträgen. Kalkuliert wird mit 835 Millionen Euro, bei geplanten Aufwendungen von 909 Millionen Euro. Für einen Teil seien in den vergangenen Jahren bereits zweckgebundene Rücklagen gebildet worden, sagte Reif. (KNA)