Persönliche Daten und Berichte von 45 Betroffenen waren online einsehbar

Datenschutzskandal: Missbrauchsopfer verklagen spanische Bischöfe

Veröffentlicht am 18.07.2024 um 16:27 Uhr – Lesedauer: 

Madrid ‐ Die Spanische Bischofskonferenz steht in der Kritik, weil sie sensible Daten von Missbrauchsopfern veröffentlicht hat – für alle Welt einsehbar im Internet. Neun der insgesamt 45 Betroffenen haben nun Klage gegen die Bischöfe eingereicht.

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Neun Betroffene von sexuellem Missbrauch haben die Spanische Bischofskonferenz verklagt, weil diese persönliche Daten der Opfer und Details zu Missbrauchsfällen widerrechtlich im Internet veröffentlicht hat. Die am Montag eingereichte Klage richtet sich gegen die Bischofskonferenz und die Bischöfe, die eine Liste mit den Daten von insgesamt 45 Betroffenen auf den Internetseiten ihrer Diözesen online gestellt hatten, berichteten spanische Medien am Mittwoch. Die vertraulichen Informationen waren auf den diözesanen Internetseiten im Dezember und Januar aufrufbar und wurden dann von den Bistümern gelöscht. Im Internet sollen die persönlichen Daten der Betroffenen noch vier weitere Monate auffindbar gewesen sein.

Die Liste mit den persönlichen Informationen und detaillierten Berichten über die Missbrauchstaten sollen zu dem vertraulichen Teil des Missbrauchsberichts gehören, den die Bischofskonferenz bei der Madrider Anwaltskanzlei Cremades & Calvo-Sotelo in Auftrag gegeben hatte. Die im Dezember vergangenen Jahres vorgestellte Studie spricht von mehr als 2.000 Opfern sexuellen Missbrauchs in der spanischen Kirche, während die Bischofskonferenz nur von rund der Hälfte dieser Zahl ausgeht.

Die Bischofskonferenz hatte die unerlaubte Veröffentlichung der persönlichen Informationen bemerkt und die Daten von ihren Internetseiten entfernt. Sie meldete diesen Datenschutzverstoß jedoch nicht der spanischen Datenschutzagentur, wie es in solchen Fällen Vorschrift ist. Auch die betroffenen Missbrauchsopfer wurden nicht informiert. Die Betroffenen verklagen die Bischöfe deshalb wegen des Bruchs von Geheimnissen und Vertuschung. Zudem könnte der Bischofskonferenz ein Verstoß gegen das Datenschutzrecht vorgeworfen werden, der Bußgelder von bis zu 20 Millionen Euro vorsieht. Die Bischöfe lehnen die Verantwortung für die unrechtmäßige Veröffentlichung ab, ebenso wie die Anwaltskanzlei Cremades & Calvo-Sotelo. Beide geben sich gegenseitig die Schuld an dem Vorfall. (rom)