Weitere Geistliche Gemeinschaft in Frankreich unter Beobachtung
Nach dem "Vater der Obdachlosen" Abbe Pierre und Pierre-Marie Delfieux von der Gemeinschaft von Jerusalem steht ein weiterer Gründer einer katholischen Gemeinschaft in Frankreich in den Schlagzeilen. Wie die nationale Bischofskonferenz am Donnerstagabend bekanntgab, erhält die Gemeinschaft Saint-Martin zwei sogenannte Apostolische Assistenten.
Diese vom Vatikan eingesetzten Geistlichen sollen unter anderem Vorwürfe von geistlichem Missbrauch untersuchen, die gegen den Gründer der Gemeinschaft, Jean-Francois Guerin (1929-2005), erhoben werden. Überdies hätten einige erwachsene Personen von Delikten mit sexuellem Charakter berichtet, etwa von erzwungenen Küssen.
Gemeinschaft bei Reformen begleiten
Es gehe darum, das erlittene Leid anzuerkennen und der Gemeinschaft Saint-Martin zu ermöglichen, ihre Gründung und ihre Geschichte in einem neuen Licht zu sehen, teilten die beiden Apostolischen Assistenten mit – der Bischof von Laval, Matthieu Dupont, und der Abt des Prämonstratenserklosters Mondaye, Francois-Marie Humann. Zugleich sollen die beiden Geistlichen die Gemeinschaft bei Reformen begleiten, die die vatikanische Glaubensbehörde im Anschluss an eine zwischen Juli 2022 und Januar 2023 durchgeführte Visitation für notwendig hält.
Die Gemeinschaft Saint-Martin stellte zuletzt die meisten Neupriester in Frankreich. Ähnliche Vorwürfe wie gegen Guerin werden auch gegen Gründer der Gemeinschaft von Jerusalem, Pierre-Marie Delfieux (1934-2013), erhoben. Erst am Mittwoch hatte zudem die Emmaus-Bewegung von Abbe Pierre (1912-2007) mitgeteilt, dass sich der als Vorkämpfer gegen Armut und Obdachlosigkeit bekanntgewordene Ordensmann möglicherweise sexuell übergriffig gegenüber mehreren Frauen verhalten hat. (KNA)