Parolin: Bombardierungen in Ukraine brechen einem das Herz
Der vatikanische Chefdiplomat Pietro Parolin hat im ukrainischen Marienwallfahrtsort Berdytschiw seine Solidarität mit dem von Russland angegriffenen Land bekundet. "Es bricht einem das Herz, wenn man bedenkt, dass während wir hier sind, in einem anderen Teil des Landes die Gefechte weitergehen und die Bombardierungen nicht aufhören", so Parolin am Sonntag in seiner Predigt. Die gesamte Ukraine erlebe derzeit "die dunkle Stunde von Golgota." Die Predigt des Kardinalstaatssekretärs wurde von Weihbischof Edward Kawa (Lwiw) auf Ukrainisch verlesen.
Papst Franziskus hatte Parolin, die "Nummer zwei" in der Hierarchie des Vatikans, beauftragt, die Wallfahrtsmesse im westukrainischen Berdytschiw zu feiern. Das Kirchenoberhaupt habe ihn entsandt, um den Menschen in der Ukraine zu versichern, dass er das Land in seinem Herzen trage und ihren Schmerz teile, so der Kurienkardinal. Er solle die "fürsorgliche elterliche Umarmung" und den Segen des Papstes übermitteln. Parolin wandte sich an Gott mit der Bitte, dass die Friedensstifter bestärkt werden und jene, die Frieden behindern, "von dem Hass geheilt werden, der sie quält". Zudem betete er, dass jene, "die ihr Vaterland verteidigen, vor den Angriffen des Bösen bewahrt werden, dass Kriegsgefangene in die Arme ihrer Lieben zurückkehren und dass die Toten in das Himmelreich aufgenommen werden".
Der Chefdiplomat des Papstes besucht seit Freitag die Ukraine. Zu seinen ersten Stationen gehörten Lwiw (Lemberg) im Westen und die Schwarzmeer-Metropole Odessa. Bei seiner bis Mittwoch dauernden Visite steht auch ein Treffen mit Präsident Wolodymyr Selenskyj in Kiew an. Dabei wolle er auch über mögliche Wege zum Frieden sprechen, erklärte Parolin.
Dekret bekanntgegeben
Bei der Messe in Berdytschiw wurde auch ein Dekret bekanntgegeben, mit dem Franziskus dem Marienheiligtum den Ehrentitel Basilica minor ("kleine Basilika") verleiht. In der Kirche dürfen demnach Insignien des Papstes angebracht werden. Das auf dem Gelände einer ehemaligen Festung in Berdytschiw von 1634 bis 1642 errichtete Karmelitenkloster ist der bedeutendste römisch-katholische Wallfahrtsort der Ukraine.
Die dort verehrte Marienikone zog zunächst vor allem polnischsprachige Katholiken im Westen der heutigen Ukraine an. Nach der Teilung Polens kam das Kloster zu Russland und wurde mehrere Male zerstört und wieder aufgebaut. In Sowjetzeiten starb der letzte dort lebende Mönch 1926. Mit der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 wurde es der katholischen Kirche zurückgegeben und zu neuem Leben erweckt. Papst Johannes Paul II. besuchte das Kloster bei seiner historischen Ukraine-Reise im Jahr 1998. (KNA)
21.07., 16:10 Uhr: Ergänzt um untere zwei Absätze.