Ethnischer Konflikt der letzten Jahre habe Bentiu besonders verletzt

Neuer Bischof im Südsudan hofft auf Versöhnung

Veröffentlicht am 28.07.2024 um 15:32 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt/Bentiu ‐ Kürzlich errichtete Papst Franziskus eine neue Diözese in einer besonders betroffenen Region des jüngsten Staates der Welt. Der dortige Bischof, Christian Carlassare, hat sich nun zur gesellschaftlichen Situation vor Ort geäußert.

  • Teilen:

Der Bischof der neuen Diözese Bentiu im Südsudan, Christian Carlassare, hofft auf Versöhnung im von ethnischen Konflikten zerrütteten Bürgerkriegsland. "Die Wunden der letzten Jahre haben Traumata hinterlassen und zu Feindschaften zwischen den Gemeinschaften geführt, die überwunden werden müssen", sagte er dem Portal "Vatican News" (Sonntag) mit Blick insbesondere auf die Konflikte zwischen den Ethnien der Dinka und der Nuer. "Sowohl die Dinka als auch die Nuer fühlen sich als Opfer und ungerecht behandelt", so der 46-Jährige. "Die Frage ist, wie wir diese Narrative überwinden und zum Motor von Versöhnung werden können, für eine bessere Zukunft für alle, wo es Entwicklung und ein würdiges Leben für alle gibt", sagte Carlassare.

Papst Franziskus hatte die neue Diözese Bentiu am 4. Juli errichtet und den italienischstämmigen Comboni-Missionar zum ersten Bischof ernannt. Er ist seit fast 20 Jahren im Südsudan tätig, zuletzt als Bischof von Rumbek. Kurz vor seiner geplanten Bischofsweihe 2021 wurde er bei einem Attentat in seinem Pfarrhaus schwer verletzt. Mehrere Täter hatten ihn im Schlaf überfallen und ihm in beide Beine geschossen. Als Motiv galt ein kircheninterner Streit. Drei Männer sitzen für die Tat im Gefängnis.

Evangelium bei Flucht kennengelernt

Der ethnische Konflikt der letzten Jahre habe Bentiu besonders verletzt, sagte Calassare. "Aber die Menschen sind stark, sie haben den Glauben, sie haben eine große Glaubensgeschichte." Das Bistum Bentiu, das aus Gebieten der riesigen Diözese Malakal entstand, liegt teils im Bundesstaat Unity, teils in der autonomen Verwaltungszone Rouen. Von den insgesamt etwa 1,2 Millionen Einwohnern sind gut 620.000 Katholiken. Drei der sieben Pfarreien liegen im Gebiet des Dinka-Stammes, vier im Gebiet des Nuer-Stammes.

Die Geschichte der neuen Diözese sei auch durch den Bürgerkrieg beeinflusst, so Carlassare. Viele Menschen hätten bei ihrer Flucht in die Stadt das Evangelium kennengelernt und es bei der Rückkehr in ihre Gemeinden an die Menschen weitergegeben. "So haben sich seit den 1990er Jahren bis heute die Bekehrungen vervielfacht, und es sind zahlreiche christliche Gemeinden entstanden, die von kompetenten Katecheten geleitet werden", so der neue Bischof. "Auch wenn die Zahl der Priester in diesem Gebiet schon immer gering war, sind die Gemeinden dank des Engagements vieler Laien lebendig." (KNA)