"Antisemitismus entgegentreten"
Der Aachener Bischof äußerte sich bei einer Diskussion in Frankfurt, die zum 50. Jahrestag der Verabschiedung der Konzilserklärung "Nostra aetate" über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen stattfand.
Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, würdigte das Dokument als Meilenstein und als ein Versprechen, das die Kirche den Juden gegeben habe. "Dahinter darf sie nie mehr zurückfallen", betonte er. Mit "Nostra aetate" habe die Kirche sich von ihrem "über Jahrhunderte praktizierten Antijudaismus" losgesagt. Dies müsse eine bleibende Verpflichtung sein.
Kurienkardinal Kurt Koch konnte nicht selbst teilnehmen
Kritisch erwähnte Schuster, dass die katholische Kirche "in der Schoah ohne Frage Schuld auf sich geladen hat. Aber es gab auch mutige Christen, die in der NS-Zeit für die Rettung von Juden ihr Leben riskierten oder für ihren Glauben mit dem Leben bezahlen mussten - das ist gerade in der jüdischen Gemeinschaft nicht vergessen." Die heutigen Beziehungen seien stabil, was sich etwa in der Beschneidungsdebatte 2012 gezeigt habe. Die Religionsgemeinschaften könnten hier eine Vorbildfunktion übernehmen für eine Gesellschaft, in der der gegenseitige Respekt immer häufiger verloren gehe.
Der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und der Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum, Kurienkardinal Kurt Koch, konnte nicht selbst teilnehmen. In einem verlesenen Vortrag betonte er: "Wir Christen müssen unendlich bedauern, dass erst das beispiellose Verbrechen der Schoah ein wirkliches Umdenken bewirken konnte." Bei kritischen Rückfragen zur Mitverantwortung von Christen sei immer deutlicher geworden, "dass der Widerstand der Christen gegen den nationalsozialistischen Antisemitismus auch deshalb zu schwach gewesen ist, weil ein über Jahrhunderte hin wirksamer christlich-theologischer Antijudaismus ein weit verbreitete antisemitische Antipathie gegen die Juden begünstigt hat". (KNA)