Louisa Pötter über das Sonntagsevangelium

Brot des Lebens – Was uns wirklich satt macht

Veröffentlicht am 03.08.2024 um 12:15 Uhr – Lesedauer: 
Ausgelegt!

Wallenhorst ‐ Wonach hungert es uns wirklich? Dieser Frage geht Louisa Pötter in Bezug auf das heutige Evangelium nach – trotz anfänglicher Schwierigkeiten. Denn dann erkennt sie: Diese Bibelstelle spricht uns in unserer ganzen Menschlichkeit an, in unseren Bedürfnissen und Sehnsüchten, Kämpfen und Fragen.

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Ich sitze hier auf meinem Balkon bei schönstem Wetter und finde es schwer, einen Ansatz für die Auslegung zu finden. Aber warum? Schließlich ist der Text recht bekannt – er steht sogar bei vielen Erstkommunionvorbereitungen im Mittelpunkt und gibt das Thema vor. Und wenn Erstkommunionkinder mit diesem Text arbeiten können, sollte ich das doch ebenfalls hinbekommen.

Es fällt mir schwer, weil in diesem kurzen Ausschnitt so verdammt viel steckt. Ich weiß gar nicht, auf welches der vielen Themen, die hier angesprochen werden, ich mich konzentrieren will. Um hier nur mal einige mögliche Stichpunkte zu nennen, auf die es sich sicherlich lohnen würde einzugehen: Wonach hungert der Mensch wirklich? Was oder wer ist das Brot des Lebens? Die Versuchung des Materiellen? Die Bedeutung von Vertrauen, Glaube und Zweifel?

Aber vielleicht ist es genau das, was diesen Text so besonders und relevant macht: Er spricht uns in unserer ganzen Menschlichkeit an, in unseren Bedürfnissen und Sehnsüchten, unseren Kämpfen und Fragen. Der wahre Hunger des Menschen ist nicht nur ein körperlicher Hunger. Vielmehr hungern wir doch immer wieder nach einem bestimmten Sinn, nach einer Verbindung – zu anderen und zu uns selbst, aber vielleicht auch nach etwas, das über uns hinausgeht. Wenn Jesus von sich als dem Brot des Lebens spricht, lädt er uns ein, genau diesen Hunger nach Sinn, nach einer Verbindung, nach etwas, das über uns hinausgeht, bei ihm zu stillen.

In der heutigen Zeit wird häufig vermittelt, dass nur Konsum und Besitz der Schlüssel zum Glück sind. Aber Jesus zeigt uns, dass diese Dinge nicht unseren Hunger stillen, uns nicht satt machen. Sie sind wie Fast Food: kurzfristig befriedigend, aber sie lassen uns schnell wieder hungrig zurück. Jesus aber ist das Brot des Lebens. Das bedeutet, dass er uns etwas geben will, das wirklich satt macht und uns auf Dauer zufriedenstellt. Wenn wir Zeit mit ihm verbringen, sei es durch Gebet, Lesen der Bibel oder einfach nur darüber nachdenken, was er uns sagen möchte, dann spüren wir diese tiefe Erfüllung. Wir werden innerlich gestärkt und bekommen neuen Mut und Hoffnung geschenkt. Insbesondere dann, wenn wir zweifeln, wenn wir uns fragen, ob das alles wirklich so stimmt, können wir auf Jesus vertrauen. Denn Glaube bedeutet, dass wir trotzdem an ihm festhalten, dass wir darauf vertrauen, dass er es gut mit uns meint und uns führt.

Also, was nehme ich aus diesem Text mit? Unser tiefster innerlicher Hunger wird bei Jesus gestillt, wenn wir ihn lassen. Indem wir uns ihm zuwenden, können wir Sinn und Erfüllung finden. In Jesus können wir das finden, was wir wirklich brauchen. Und das gilt nicht nur für Erstkommunionkinder, sondern für alle.

Und was nimmst du aus diesem Text mit?

Evangelium nach Johannes (Joh 6,24-35)

In jener Zeit, als die Leute sahen, dass weder Jesus noch seine Jünger am Ufer des Sees von Galiläa waren,
stiegen sie in die Boote, fuhren nach Kafárnaum und suchten Jesus.

Als sie ihn am anderen Ufer des Sees fanden, fragten sie ihn: Rabbi, wann bist du hierhergekommen? Jesus antwortete ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird! Denn ihn hat Gott, der Vater, mit seinem Siegel beglaubigt.

Da fragten sie ihn: Was müssen wir tun, um die Werke Gottes zu vollbringen? Jesus antwortete ihnen: Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat. Sie sagten zu ihm: Welches Zeichen tust du denn, damit wir es sehen und dir glauben? Was für ein Werk tust du? Unsere Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, wie es in der Schrift heißt: Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen.

Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben.

Da baten sie ihn: Herr, gib uns immer dieses Brot! Jesus antwortete ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.

Die Autorin

Louisa Pötter ist Gemeindereferentin und arbeitet in der Pfarreiengemeinschaft Wallenhorst im Bistum Osnabrück. Dort ist sie unter anderem für die Firm- und Erstkommunionvorbereitung zuständig.

Ausgelegt!

Als Vorbereitung auf die Sonntagsmesse oder als anschließender Impuls: Unser Format "Ausgelegt!" versorgt Sie mit dem jeweiligen Evangelium und Denkanstößen von ausgewählten Theologen.