Neues Verfahren zur Besetzung hatte für Wirbel gesorgt – Zeitplan verkürzt

Passionsspielleitung in Oberammergau: Zwei Kontrahenten nähern sich an

Veröffentlicht am 07.08.2024 um 16:14 Uhr – Lesedauer: 

Oberammergau ‐ Aufregungen rund um die Passion in Oberammergau sind normal. Nun will der Gemeinderat schon im Oktober den neuen Spielleiter bestimmen. Zwei Kontrahenten scheinen sich derweil anzunähern, vielleicht sogar zu verbünden.

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Neues aus Oberammergau: Im Streit um die Leitung der Passionsspiele 2030 hat der Gemeinderat die Bewerbungsfrist verkürzt. Statt erst im Mai 2025 will das Gremium nun schon am 16. Oktober über den neuen Spielleiter abstimmen, wie Bürgermeister Andreas Rödl (CSU) am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) bestätigte. Ein entsprechender Antrag hat laut Rödl am Montag eine knappe Mehrheit von 10 zu 8 Stimmen erhalten.

Der Bürgermeister sagte, damit werde mehr Planungssicherheit einziehen. Dies gelte auch für den Kultursommer 2025, der von Christian Stückl, dem viermaligen Passionsspielleiter, mitverantwortet wird. Nach den jüngsten schlagzeilenträchtigen Aufregungen im Ort sei es darum gegangen, wieder für mehr Ruhe zu sorgen. Frieden sei immer besser als Streit.

Stückl und sein Stellvertreter von 2022, Abdullah Karaca, haben nach Auskunft von Jesus-Darsteller Frederik Mayet zuletzt Gespräche geführt. Weder Stückl, der derzeit im Urlaub ist, noch Karaca waren für eine Stellungnahme zu erreichen. Spekuliert wird, dass sie nun gemeinsam antreten statt gegeneinander.

Neues Verfahren sorgte für Wirbel

Für Wirbel hatte ein Beschluss des Gemeinderats im Juni gesorgt. Demnach sollten sich erstmals überhaupt Interessenten für das Amt des Spielleiters bis Ende des Jahres bewerben. Bis 31. März 2025 hätte es eine Bürgerversammlung geben sollen, bei der vom Gemeinderat ausgewählte Personen ihre Ideen und Konzepte öffentlich vorstellen. Auf dieser Basis hätte der Gemeinderat entschieden.

Seither bewarben sich Fabian Kernstein, Karaca sowie dessen einstiger Mentor Stückl für den Posten. Stückl gab sich in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" kämpferisch. Er habe das Gefühl, "dass noch nicht alles getan ist". Für ihn hänge sein ganzes Leben daran. Der 62-Jährige hatte über die Jahre die Passionsspiele reformiert und vor allem vom traditionellen Antisemitismus befreit. Dafür war er mehrfach auch international ausgezeichnet worden. Seit 2020 ist er Ehrenbürger von Oberammergau. Seine jüngste Inszenierung hatte der Gemeinde einen Reinerlös von rund 30 Millionen Euro beschert.

So sieht der neue Zeitplan aus: Bis 8. September müssen die Bewerbungen vorliegen, mit denen sich dann der Gemeinderat befassen wird. Am 10. Oktober sollen die ausgewählten Kandidaten ihre Konzepte bei einer Bürgerversammlung präsentieren. Am 16. Oktober steht die Entscheidung an. Falls nicht doch noch ein Bürgerbegehren auf den Weg gebracht wird, wie es bereits mehrmals bei wichtigen Themen rund um die Passion der Fall war. (KNA)