Zeit für Wünsche, doch wie lange noch?

Laurentiustränen – Viele Sternschnuppen am Nachthimmel zu sehen

Veröffentlicht am 10.08.2024 um 12:09 Uhr – Von Christoph Arens und Paula Konersmann (KNA) – Lesedauer: 

Reit im Winkl/Bonn ‐ Im August ist was los am Himmel: Die Erde kreuzt wieder die Bahn des Kometen 109P/Swift-Tuttle. Und der verliert ständig kleine Staubteilchen – die nach einem christlichen Märtyrer benannt sind. Doch Experten machen sich Sorgen um den Sternenhimmel.

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Manuel Philipp ist derzeit stark beschäftigt. Der studierte Physiker und Kenner des Sternenhimmels freut sich auf ein Highlight für Liebhaber des nächtlichen Himmels: Denn der August gilt als der Sternschnuppenmonat schlechthin. Und deshalb ist der 50-Jährige besonders gefragt, im Sternenpark Winklmoos-Alm in Bayern das gestirnte Firmament zu erklären.

Das Interesse sei riesengroß, sagte Philipp, der wesentlich dazu beitrug, das Gebiet der Winklmoos-Alm 2018 zu einem von vier Sternenparks in Deutschland zu machen, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Er habe den Eindruck, dass die Wünsche, die viele beim Anblick einer Sternschnuppe formulieren, weniger oberflächlich werden, dass sich die Menschen konkrete, "bodenständige" Dinge wünschen. "Und offenbar steckt eine Hoffnung darauf tief in uns, dass es wirklich gelingen könnte."

"Es mach etwas mit uns, wenn ..."

Auch deshalb warnt der Experte vor Gefahren für den Sternenhimmel: "Es macht etwas mit uns, wenn wir die Sterne nicht mehr sehen." Durch zunehmende Lichtverschmutzung und immer mehr Satelliten sei dieser Naturraum gefährdet. "Dabei ist es weit mehr als irgendein Gefunkel am Himmel."

Dass der August die beste Zeit für Sternschnuppen ist, hat damit zu tun, dass die Erde um diese Zeit jedes Jahr die Bahn des Kometen 109P/Swift-Tuttle kreuzt und dabei in die winzig kleinen Trümmer rast, die der Komet auf seiner Bahn um die Sonne hinter sich gelassen hat. Das Material tritt in die Erdatmosphäre ein, verglüht und lässt die Luft aufleuchten.

Sternenhimmel.
Bild: ©wayne_0216/Fotolia.com (Symbolbild)

Durch zunehmende Lichtverschmutzung und immer mehr Satelliten sei der Sternenhimmel gefährdet, warnt Physiker Manuel Philipp.

Sternschnuppen treten in der Regel mit 60 Kilometern pro Sekunde in die Erdatmosphäre ein – das sind 216.000 Kilometer pro Stunde. Die kleinen Gesteinsbrocken verglühen in 80 bis 300 Kilometer Höhe.

Die Himmelsfunken scheinen aus dem Sternbild Perseus zu kommen, daher die Bezeichnung Perseiden. Im Volksmund werden sie auch als "Tränen des Laurentius" bezeichnet, weil sie um den Namenstag dieses populären Heiligen am Samstag (10. August) zu sehen sind.

2024 wird das Maximum an Sternschnuppen mitten am Tag erwartet: konkret am Nachmittag des kommenden Montags (12. August). Philipp rät, sich auf die Nächte vom 11. auf den 12. sowie vom 12. auf den 13. August zu konzentrieren. Die besten Sichtungschancen hat man ab etwa Mitternacht, wenn der Mond nicht mehr im Weg ist.

laurentius
Bild: ©KNA

Der heilige Laurentius mit seinen Attributen Rost und Märtyrerpalme.

Der Märtyrer Laurentius soll am 10. August 258 in Rom auf einem glühenden Rost zu Tode gefoltert worden sein. Dabei soll der Heilige einerseits Tränen über die Sünden seiner Mitmenschen vergossen haben. Andererseits berichtet die Legende von einem unter Qualen lachenden Laurentius: Er soll dem Henker befohlen haben, ihn auf dem Feuer zu wenden. Seitdem gilt Laurentius als Nothelfer für Brandverletzte und Fieberleidende sowie als Patron der Feuerwehrleute, Köche, Bäcker, Glasbläser und Köhler. Außerdem soll er vor den Qualen des Fegefeuers bewahren.

Realistisch sind Berichte, nach denen Laurentius als einer der sieben Diakone in Rom für die Finanzen und die Armenfürsorge zuständig war. Nachdem Kaiser Valerian von ihm vergeblich die Herausgabe von kirchlichen Gütern verlangt hatte, wurde er hingerichtet. Laurentius wurde zu einem der meistverehrten Heiligen. Über seinem Grab ließ 330 Kaiser Konstantin in Rom die Kirche S. Lorenzo fuori le mura errichten. In der Krypta ruhen seine Gebeine zusammen mit denen des Stephanus; die beiden gelten als die Erzmärtyrer.

Viel Kult und Brauchtum um den Heiligen

Nach dem Sieg Kaiser Ottos I. über die Ungarn am Laurentiustag 955 verbreitete sich der Kult noch stärker. Das Haupt von Laurentius lag bis zum Ausgang des Mittelalters in Mönchengladbach, nun ruht es im Vatikan. Der Laurentius-Tag erhielt darüber hinaus eine wichtige Bedeutung im Brauchtum. "Laurentiusbrot" wurde gesegnet und an Arme, oft auch an das Vieh, verteilt. "Laurenzilorbeer", die oft meterhohe, gelbblütige Goldrute, gilt als Heilmittel.

Im Bauernkalender ist Laurentius als erster "Herbstbruder" angeführt, der den Beginn des Anbaus der Feldfrüchte des Herbstes ankündigt. Dem Laurentiustag wurde auch Bedeutung für die Wettervorhersage zugemessen. "Laurentius im Sonnenschein, / wird der Herbst gesegnet sein", heißt es.

Von Christoph Arens und Paula Konersmann (KNA)